Da kam sie aber ganz schön in Verlegenheit: Außenministerin Ursula Plassnik wurde in der ZiB2 von Armin Wolf – nachdem sie die islamverhetzenden Sager einer FPÖ-Provinzpolitikerin als "absurde Provokation" mit Recht zurück gewiesen hatte – mit Aussagen von Seiten ihrer ÖVP konfrontiert.

Wieso sie Erwin Prölls "Minarette sind etwas Artfremdes, und Artfremdes tut auf Dauer in einer Kultur nicht gut" nicht ebenso kritisiert hatte wie die FPÖ-Rülpser, ließ Plassnik unbeantwortet. Das zeigte deutlich, wie ambivalent die ÖVP mit dem Thema Islam bzw. Ausländer (das gerne der Einfachheit halber vermengt wird) umgeht: Auf der einen Seite müht sich die Außenministerin auf einer Konferenz in Madrid ab, die notwendige Integration von Muslimen in Europa und in Österreich voranzutreiben, auf der anderen Seite betreibt ein Landesfürst billigen Populismus, um dem blauen Wahlvolk ein paar Stimmen abspenstig zu machen.

Daran, dass es im Grazer Wahlkampf zu einer derartigen Eskalation der Blödsinnigkeit kommen konnte, trägt die ÖVP Mitschuld. Es waren Aussagen wie die von Pröll oder von Missethon ("Wenn wir uns nur so orientieren, dass da türkisch gesprochen wird, dann werden wir irgendwann türkisch sein") oder vom Grazer Bürgermeister Nagl ("Graz war immer das letzte Bollwerk eines westlichen Europas gegenüber den türkischen Übergriffen"), die den Aggressionspegel steigen und das Niveau der politischen Auseinandersetzung haben weiter sinken lassen. Die Latte, wie tief diskutiert wird, wird schließlich von den Regierenden gelegt. Die Regierung agiert (zumindest sollte sie das), die Opposition reagiert.

Die FPÖ, die um ihre rechte Wählerschaft kämpfen muss, konnte eigentlich nichts anderes tun, als noch eines drauf- bzw. eben drunter zu setzen. (Rainer Schüller, derStandard.at, 16.1.2008)