Wien - FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat Sonntag Abend eingeräumt, dass die Islam-Aussagen der Spitzenkandidatin Susanne Winter die FPÖ Wählerstimmen gekostet haben dürften. Er beharrte zwar darauf, dass die FPÖ ein Wahlsieger sei. Aber sie habe ihr "Wahlpotenzial mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ausgeschöpft". Und die "unglückliche Aussage" Winters habe "mit Sicherheit Irritationen" ausgelöst, sagte er im Polit-Talk "Im Zentrum".

BZÖ-Chef Peter Westenthaler versucht in der Fernsehsendung - ohne Erfolg -, Strache für eine Zusammenarbeit der seit 2005 getrennten Parteien zu gewinnen. Denn gemeinsam wären man - zählt man die Stimmen zusammen - nicht nur in Graz, sondern auch bei der Nationalratswahl an dritter Stelle gelandet, machte Westenthaler Strache aufmerksam. In Graz habe er viele Menschen getroffen, denen der Streit zwischen FPÖ und BZÖ missfalle. Also sollten die Parteien rechts der Mitte in einem "konstruktiven Ansatz" versuchen, "auch jene Menschen ins Boot zu holen, die der Meinung waren, dass die Spaltung falsch waren".

"Unsinn"

Von Strache kamen eine klare Absage und etwas Hohn: Eine Kooperation wäre "Unsinn". Denn vor der Spaltung sei die FPÖ "durch diese Herrschaften auf unter fünf Prozent herabgewirtschaftet" worden. Nach der Spaltung habe die FPÖ einige der Wähler, die sich verabschiedet hatten, wieder gewinnen können. Sodass die FPÖ jetzt wieder bei über zehn Prozent liege, während das BZÖ am Boden herumgrundle.

Die Vertreter der anderen Parteien - SPÖ-Klubobmann Josef Cap sowie die stv. Klubchefs Fritz Grillitsch (V) und Eva Glawischnig (G) - kritisierten einmal mehr Winters Aussage. Straches Argument, Winter habe damit - eingestandenermaßen "sehr überspritzt" - auf Probleme aufmerksam machen wollen, wiesen sie, wie auch Westenthaler, zurück. Die FPÖ missbrauche Probleme für Hetze, meinte Glawischnig. Mit solchen Ansagen verhindere man Diskussionen über Probleme, merkte Cap an. Und Grillitsch meinte: "Wer mit religiösen Gefühlen spielt, weiß nicht, was er anstellt."

Mehr Aufmerksamkeit

Solche Aussagen brächten einer Partei zwar nicht 1:1 Wählerstimmen, aber mehr Aufmerksamkeit und mehr Erinnerungswert, merkte der Politologe Peter Filzmaier an. Angesichts ständig sinkender Wahlbeteiligung sei also zu befürchten, dass solche Strategien auch in künftigen Wahlgängen angewandt werden. Seine Appell, auf Bundesebene jetzt - noch fern einem Wahlkampf - über ein Fairnessabkommen zu reden, verhallte weitgehend unkommentiert. (APA)