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Solange es keine Strafen gibt, bleibt das Rauchen aufrecht. Das Rauchverbot ist eine Frage des Geldes, meinen einige Lokalbesitzer, aber auch jene einer Jugendkultur.

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Wien - Die Idee: Zwei Stunden lang sollte das B72 für uns rauchfrei werden. Ein Experiment zwischen elf und ein Uhr, der Zeit des Ansturms an Besuchern. Zuerst reagierte die B72-Leitung überrascht und neugierig, dann der Rückzug: Das werde zu Chaos führen; und zu einem Einbruch an Einnahmen; und dann der Protest: Wer wisse schon, wie die Gäste auf ein Rauchverbot reagieren?

Ein Abend in den Jugendlokalen des Gürtels rauchfrei: Wer kann sich das Chelsea ohne Rauch vorstellen? Die Nachtschicht? Das Rhiz? Der SchülerStandard entschied sich deshalb für eine kleine Umfrage unter den Besitzern dieser Lokale, um auszuloten, wer auf den Barrikaden protestieren würde, und wer freudig auf ein Verbot wartet.

Ein Chelsea ohne Aschenbecher

Othmar Bajlicz, der Besitzer des Chelsea, spricht sich für das Rauchverbot aus. Der Zigarettenrauch ist ihm im Lokal unangenehm, allerdings empfindet er ihn nicht belastend für die Arbeitsatmosphäre. "Das Rauchverbot ist auf jeden Fall umsetzbar, doch wird es bei den Stammgästen auf wenig Anklang stoßen", meint er jedoch. Das Rauchen und das Weggehen sieht er ohne Verbindung, erklärt der gelegentliche Zigarrenraucher.

Im Bricks schützen sich Nichtraucher selbst

Anders Gottfried Pertot, der Besitzer der in Wien-Leopoldstadt gelegenen Lazy Dancebar Bricks. Er kann sich schwer vorstellen, das Rauchverbot einzuführen. Er selbst ist Nichtraucher, findet aber, dass "das Rauchen einfach zum Fortgehen dazugehört", es sei auch nicht sinnvoll, alles streng einzuschränken.

Im Bricks finden sich sowohl Raucher als auch Nichtraucher, erzählt er. Doch er glaub an die Selbstselektion. Pertot ist überzeugt, dass Nichtraucher, die ein großes Problem mit dem Qualm in Lokalen haben, kaum solche aufsuchen werden, und fügt deshalb hinzu, dass "Nichtraucher sich selbst schützen, indem sie Nichtraucherzonen aufsuchen". Um seine Mitarbeiter macht sich Pertot auch keine Sorgen, der Rauch stelle keine Belastung für sie dar, ist er überzeugt.

Das Rhiz folgt nur bei Strafen

An den Gürtelbögen findet sich auch die Bar Rhiz. Herbert Molin spricht sich gegen das Rauchverbot in seinem Lokal aus. "Grundsätzlich will ich nicht, dass das eingeführt wird, wenn es aber gesetzlich festgeschrieben wird, dann würde ich es durchsetzen."

Molin, selbst Raucher, meint: "Bevor ich eine hohe Strafe zahle, würde ich das Verbot durchsetzen. Aber ich nehme an, dass das Rhiz mit seinen 75 m² die Grenze nicht erreichen würde."

Dorian Gray fürchtet Verluste

Als überzeugter Nichtraucher wäre es Manfred Hahn eigentlich lieber, dass niemand in seinem Lokal raucht. Sein erster und einziger Versuch sei "die berühmte Zigarette, die man halt in der Schule probiert hat", gewesen. Hahn ist Besitzer der unter der Solariumjugend beliebten Disco im zehnten Wiener Gemeindebezirk. Als Geschäftsmann hat er gegenüber dem Rauchverbot so seine Zweifel. Dieses bedeute einen Einnahmenverlust. Er würden sich aber dem Verbot anschließen, wenn alle anderen Lokale und Vereine dieses befürworten. Denn es wäre für ihn nicht fair, wenn sich seine Lokalgäste der Zigarette enthalten müssten, Fußballfans in ihrem Verein die Zigarette aber in vollen Zügen genießen dürften. "Entweder alle, oder keiner", meint er. (bsb, isab, sek, smf/DER STANDARD Printausgabe, 22. Jänner 2008)