Im Pflege- und Gesundheitsbereich ist der Anteil von Migranten am größten. Im öffentlichen Dienst wird meist die österreichische Staatsbürgerschaft verlangt

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Wie erfolgreich wird Integration in Österreich betrieben? Der Anteil von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst, deren Eltern oder Großeltern Ausländer sind, lässt sich schwer feststellen.

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Graz/Linz/Innsbruck/Wien - Im Gegensatz zu Innenminister Günther Platter (VP), der sich erst neuerdings verstärkt dem Thema Integration widmet, gibt es in den Bundesländern schon länger entsprechende Initiativen. Auch im öffentlichen Dienst. Ein Rundruf des Standard zeigt aber, dass es schwierig ist, den Ist-Stand von Mitarbeitern mit jüngerem Migrationshintergrund wiederzugeben.

"Wo fängt man da an? Bei jenen mit einem ausländisch klingenden Namen?", meint Gunther Trübswasser, Intergrationssprecher der Grünen in Oberösterreich. Das Land habe zwei Jahre an einem Integrationsleitbild gefeilt, am Dienstag ging der fertige Entwurf in den sogenannten Lenkungsausschuss. Eine der wichtigsten Forderungen ist eine Erhöhung des Anteils an Migranten in der Landesverwaltung. "Das wurde bis dato vollkommen verschlafen. Es ist endlich an der Zeit, dass sich dies ändert", kritisiert Trübswasser.

Vonseiten der Stadt Linz läuft derzeit ein Ausbildungsverfahren für zwanzig Kindergartenhelferinnen mit Migrationshintergrund, schildert Personalstadtrat Klaus Luger (SP). Voraussetzung sei, dass die künftigen Mitarbeiterinnen dem Nachwuchs zweisprachig begegnen können.

Keine Quote in Kärnten

In Kärnten dürften nur österreichische Staatsbürger in der Hoheitsverwaltung des Landes arbeiten, sagt Landesstatistiker Peter Ibounig. Kärntner Slowenen finden sich in öffentlichen Dienst nur spärlich. Statistische Aufzeichnungen, geschweige denn eine Quote, entsprechend der Stärke der Volksgruppe, gibt es nicht. Am ehesten sind Mitglieder der Volksgruppe im zweisprachigen Schulbereich zu finden.

Auch im Burgenland stellt sich die Sache aus geografischen und historischen Gründen in einem speziellen Licht dar. Der Anteil der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst lässt sich statistisch nicht erfassen, sagt Gerlinde Stern-Bauer, die Sprecherin von Gesundheitslandesrat Peter Rezar. Im Gesundheitsbereich sei der Anteil ausländischer und eingebürgerter Menschen sicher am größten. Für manche Berufe gibt es jedoch spezielle Sprachvorschriften: Für Pädagogen in zweisprachigen Gemeinden etwa. Oder für das Personal der Raab-Ödenburg-Ebenfurter Eisenbahn. Und dass die kroatische Muttersprache für einen Job in der Landesregierung von Nachteil wäre, hat im Burgenland auch noch niemand gehört.

Der Ausländeranteil in Vorarlberg beträgt 12,5 Prozent. Nur ein Teil der 96 Gemeinden beschäftigt Migrantinnen und Migranten. Die meisten davon in Bauhöfen, Forst, Kindergärten und als Reinigungs- und Küchenkräfte in Krankenhäusern. Alle Stadtvertretungen haben Integrationsausschüsse, im April wird in der Landesverwaltung erstmals eine "Expertin für Integrationsfragen" ihre Arbeit aufnehmen. Sie ist jedoch gebürtige Österreicherin.

Mini-Anteil bei Polizei

Die Vorarlberger Polizei beschäftigt 900 Beamte, 15 davon mit Migrationshintergrund. Zum Vergleich: In Wien sind es 50 von 5000, in Tirol drei von 1887. Kontakte zu den drei (aus der Türkei und aus Ex-Jugoslawien stammenden) Polizisten werden nicht vermittelt: "Wir wissen, dass sie nicht gern in der Öffentlichkeit stehen", heißt es bei der Tiroler Polizei.

Bernhard Langmann, Leiter der Personalabteilung in der steirischen Landesregierung, sagt, er dürfe nach dem Gleichbehandlungsgesetz gar nicht wissen, wie viele Migranten im öffentlichen Dienst beschäftigt sind. Was es gebe, seien Jobs, die Inländern vorbehalten sind (zum Beispiel im Sicherheitsdienst). Auch im Grazer Magistrat gibt es derzeit noch keine Erhebung über Angestellte mit Migrationshintergrund. Allerdings ist in dieser Frage für Mittwoch ein Gespräch zwischen Integrationsreferat und Magistratsdirektor geplant.

In Wien wurden außer der Erhebung von Sprachkompetenzen bisher keine Daten zum Migrationshintergrund erhoben. In der Wiener Stadtverwaltung dürfen aber auch Nichtösterreicher arbeiten. (bs, hs, jub, mil, mro, puch, simo, stein, wei, DER STANDARD Printausgabe, 23.1.2008)