Denn drinnen, bei – angeblich exquisitesten Sushi Röllchen und Champagner – war man sich einig, dass alles, was man hier geboten bekäme, doch ein wunderschönes Vorfest darstelle. Schließlich gehe es beim ViP-Service ja immer darum, das, was man bereits kenne, zu toppen. Und vom Catering übers Luxuslimousinen-Shuttleservice für 200-Meter-Strecken bis hin zum Popoauswischdienst gäbe es nix, aber auch wirklich gar nix, was man da ernsthaft kritisieren könne (einmal abgesehen von jenem kauf-adoptierten "Adeligen" aus dem Rotlichtumfeld, der sich ebenso ernsthaft wie bitter darüber beschwerte, dass er nicht mit dem Hubschrauber, sondern per Gondel auf einen Berg gehievt worden war – "mit dem gemeinen Pöbel.")
Accesspass
Und all das, war man sich eben einig, mache so richtig Lust auf die Euro. Schließlich kann man davon ausgehen, dass alle, die in Kitz "drinnen" sind, auch bei der Euro die Zugangspässe zu den angenehmen Seiten & Plätzen bekommen würden. Und für den Rest der Welt gibt es ja die Fanzonen. In Kitz wie beim Fußball.
Kitzbühel – also der Ortskern – ist zum Streifwochenende eine einzige, wogende Fanzone. Ein dauerbeschallter Trinkparcours, auf dem sich Tausendschaften buntgesichtiger Gröler drängeln. Über den Köpfen gibt es ein paar großformatige Videowände. Ab und zu wird dort Sport, den Rest der Zeit über Werbung oder Werbungsnahes, gezeigt. Aber die meisten Leute schauen eh nicht rauf: die einen, weil sie zu betrunken sind – die anderen, weil sie vermeiden wollen, mit Betrunkenen zu kollidieren. Oder auf sie (manchmal auch ihre Hinterlassenschaften) drauf zu steigen.
Entsorgungsstrategie
Schließlich liegen die Alkleichen offen herum. Obwohl Kitz sich, sagen jedenfalls langjährige Streif-Besucher, in den letzten Jahren ohnehin massiv gebessert hat: Die Zahl der öffentlich sichtbaren Alkleichen ist gesunken. Das Übernachten in den Bankfoyers funktioniert auch nimmer. Und der Billa sperrt am Samstag um eins zu (natürlich nicht, weil die Standler um ihr Monopol fürchten, sondern um das Kampftrinkeraufmunitionieren zu erschweren. Eh klar...)
Doch just das relativ rasche Entsorgen der Alkleichen hat bei einigen Gästen heuer einen neuen Sport entstehen lassen. "Alkleichenfotosafari" heißt das Spiel, das eine paar Handvoll junger Rennfans da am Samstag in Kitz spielten: sobald man irgendwo einen B´suff schlafend im öffentlichen Raum liegen sah, gesellte man sich zu ihm. Und schoss ein Erinnerungsfoto.
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