Der Kanzler wurde im Flugzeug nach vorne gebeten. Samt Lebensgefährtin und Tochter. Und zwar nicht nur auf dem Hinflug, wie sein Büro zu suggerieren versuchte, sondern auch auf dem Rückflug. Es war der private Weihnachtsurlaub in Vietnam, und die AUA verwöhnte den Kanzler samt Familie mit einem „Upgrading“: Business-Class statt schnöder Economy. Gusenbauer ist immerhin der Kanzler, das ist ein Mann, der nach vorne gehört.

Die politische Debatte über dieses Upgrading, über die Verluderung der Sitten, ist ein Sturm im Wasserglas. Aber die SPÖ trägt selbst Schuld daran. Als zu Weihnachten 2004 der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser mit seiner Freundin auf die Malediven jettete und von der Economy-Class auf Business upgegradet wurde, war die Empörung in der SPÖ groß. Es gab parlamentarische Anfragen, dem damaligen SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos, heute Verteidigungsminister, drehte es „den Magen um“, und schlussendlich forderte die SPÖ auch wegen des Upgradings gar den Rücktritt von Grasser.

Im Grunde genommen sind und waren die Vorwürfe lächerlich, heute wie damals. Ein Upgrading darf man auch als Politiker annehmen, nur wenn man es darauf anlegt, dann ist man eben kleinlich. Eine politische Kategorie ist das aber nicht.

Dass das Büro von Gusenbauer gleich in vorauseilendem schlechten Gewissen die Nebelschwadenanlage anwarf, zeugt von politischem Ungeschick, dem Kanzler selbst kann man das aber nicht zum Vorwurf machen: Er selbst hatte weder gelogen noch etwas zu vertuschen versucht, er hat (anders als damals Grasser) das Upgrading nachbezahlt und seine Senator-Karte zurückgegeben. Wenigstens das hat der Kanzler erkannt: Das Thema ist es nicht wert, darüber zu streiten oder es zu vertuschen. Und das nächste Mal bucht er vielleicht gleich Business-Class. (Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe, 28.1.2008)