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Mangel an Hubschraubern, aber auch Soldaten bei der EU-Mission für den Tschad: Das österreichische Kontingent wurde in der Roßauer Kaserne in Wien verabschiedet.

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Die auf ein Jahr begrenzte EU-Militärmission im Tschad ist noch immer nicht ausreichend mit Material und Soldaten versorgt, bestätigte der kommandierende irische General Patrick Nash am Dienstag in Brüssel.

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„Wir haben genug Soldaten und Fluggerät, um die Mission zu beginnen. Aber wir verhandeln noch immer mit einigen Ländern, noch mehr Soldaten und Gerät beizusteuern.“ Der irische General Patrick Nash, Befehlshaber der EU-Tschad-Mission, sagte, dass weiterhin vor allem Hubschrauber, aber auch zusätzliche Soldaten für den Einsatz „dringend gesucht“ würden.

Das Einsatzziel laute, Flüchtlinge zu schützen und den internationalen Hilfsorganisationen ihre Arbeit unter normalen Umständen zu ermöglichen. Derzeit würden die Helfer oft ihr Leben riskieren, wenn sie im Krisengebiet unterwegs wären. Das Problem sei vor allem die fehlende Infrastruktur im Land. Das Missionsgebiet an der Grenze zum Sudan sei 350.000 Quadratkilometer groß (rund viermal so groß wie Österreich, Anm.) da sei mit den rund 3700 bis 4000 EU-Soldaten natürlich keine flächendeckende Überwachung möglich. Und dazu gebe es nur 500 Kilometer asphaltierte Straßen.

Schnelles Vorwärtskommen sei nur mit Hubschraubern und Flugzeugen möglich. Die EU-Mission wird sich deswegen auch enger als bisher bekannt auf Einrichtungen der im Land befindlichen französischen Truppen stützen: „Die Franzosen verfügen über die Erfahrung und haben die notwendigen Einrichtungen. Einige davon werden wir anmieten.“ Allerdings gebe es eine strenge Trennung zwischen den französischen Truppen und den EU-Soldaten, die allerdings zu mehr als der Hälfte auch Franzosen sind.

Wie berichtet unterstützen 14 EU-Mitgliedstaaten den Einsatz. Österreich stellt 160 Mann und drei Notarztteams. Das heimische Mandat ist bis Ende Juni begrenzt, allerdings hat sich Verteidigungsminister Norbert Darabos bereits für eine Verlängerung bis Jahresende ausgesprochen. Darüber hinaus prüft Österreich, Hubschrauber und Flugzeuge auf Wüstenbedingungen umzurüsten und zusätzlich zur Verfügung zu stellen.

Lage nicht einfach

Die Situation im Tschad bezeichnete Nash als „nicht einfach“. Rebellengruppen würden vor allem im Norden und Süden des Einsatzgebietes immer wieder „feindliche Aktivitäten“ setzen. Die EU-Truppen würden sich allerdings streng an ihr Mandat halten: „In Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen werden wir uns sicher nicht einmischen. Das ist nicht unser Geschäft.“ Man werde ausschließlich die Flüchtlinge und deren Helfer beschützen.

Sollten hier Rebellengruppen der Mission „in die Quere kommen, werden wir nachdrücklich handeln. Werden wir beschossen, schießen wir zurück. Wenn sich die Rebellen nicht in unsere Mission einmischen, sind sie für uns hingegen kein Thema. Wir wollen keine Verwicklungen in die Innenpolitik des Landes.“ Grenzüberschreitungen in den Sudan seien im Mandat nicht enthalten.

Das Hauptquartier des Einsatzes soll in Abéché eingerichtet werden. Zement, der zum Ausbau des dortigen Flughafens benötigt werde, habe extra aus Europa verschifft werden müssen, da er in der ganzen Region nicht verfügbar war, sagte Nash. Transport und Logistik seien vermutlich die größten Herausforderungen – neben genügend Soldaten. (Michael Moravec aus Brüssel/DER STANDARD, Printausgabe, 30.1.2008)