Irgendwann erreichen sie auch Höhen und Durchmesser, die insgeheim und frohlockend an anderes als Blattwerk denken lassen, nämlich an süße, köstliche Früchte: Bananen aus der Eigenzucht, das wär doch was!
Na, du fettes Trumm, ist man versucht zu sagen, während das Auge wohlgefällig über pralle Strünke und ausladende Blattwacheln schweift, willst du nicht endlich zur Blüte kommen? Haben wir in deine Blätter nicht schon genug Fische gewickelt und zum Entzücken der Gästeschar aufs Exotischste geschmort? Nachspeise, bitte!
Habe ich dich denn nicht hingebungsvoll gepflegt und umgebettet, dir die größten Töpfe, die beste Erde gegönnt, deine Staubfängerwedel regelmäßig mit entkalkten Güssen erquickt, dich sommers ins Freie, winters ins Warme geschleppt, was jährlich kräfteraubender wurde, und habe ich deiner Opulenz nicht schon lang genug viele Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung gestellt? Wo ist mein Lohn dafür, oh Musa? Bananen will ich, Ba-na-nen!
Bananenwald
Nichts. Es tut sich nichts. Rund um mittlerweile alternde, ganz offensichtlich zeitlebens keine einzige Banane zu spenden bereite Musa-Stämme sprießen derweilen fröhlich unzählige Jungbananenmusae. Wenn die alle in eigene Töpfe gesetzt werden, gibt das in Bälde einen Bananenwald. Und in ein paar Jahren ... - nicht auszudenken. Aber: Bananen gibt's immer noch keine.
Und es wird auch nie welche geben - denn nach jahrelangem Bananenstaudenzüchten geht man der Sache dann doch schließlich leicht enerviert auf den Grund und lernt, dass es sich bei diesen strammen Exemplaren mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit um eine Zierbananenart handelt, aus Kernen gezogen, billig im Baumarkt erworben, nur für die Schönheit gut. Schlange und Busen und so.
Was wir brauchen, sind die Fruchtbananen, Musa x paradisiaca zum Beispiel. Die gibt es aber kaum zu kaufen, weil sie lediglich vegetativ, also durch Ableger vermehrbar sind. Durch Zucht unfruchtbar geworden, bilden sie ihre Früchte ohne Bestäubung aus, und demzufolge entwickeln sie auch keine Kerne. Die billigen kleinen Bananenpflanzen, die gern an Supermarktkassen feilgeboten werden, weil sie so hübsch anzuschauen sind, werden aber praktisch immer aus Kernen gezogen, sind also ganz die falschen für unsereiner.
"Panama-Krankheit"
Dass das Bananenernten auch unter gar nicht sonderlich optimierten Bedingungen glücken kann, wird alljährlich in einer südniederösterreichischen Schule bewiesen: Irgendjemand hat dem Schulhaus mit der schattigen und kühlen Aula vor Jahren eine Bananenstaude geschenkt, die zu groß für die Wohnung geworden war. Sie wird gegossen und sonst nichts, dafür dankt sie aber stets gegen Schulschluss mit Bananenbuschen von mittelamerikanischer Qualität. Quod erat demonstrandum.