"Die Markthalle wäre so oder so stehen geblieben. Man hätte sie in das Projekt integriert",...

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...sagt BAR-Geschäftsführer Michael Zöchling.

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STANDARD: In den letzten Jahrzehnten lag das Projekt Wien Mitte auf Eis. Jetzt kommt ein neuer Anlauf. Wie sind die Reaktionen?

Zöchling: Seitens der potenziellen Mieter ist das Echo hervorragend. Die Verwertung der Flächen von Wien Mitte gleicht eher einer Flächenvergabe und hat weniger den Charakter einer Akquisition. Der Grund ist ganz einfach: Der Standort ist einmalig.

STANDARD: Schon einmal wurde das Projekt vermarktet. Verwirklicht wurde der Bau dann doch nicht. Sind die Interessenten und Nutzer da nicht verunsichert?

Zöchling: Diesmal ist es anders. Alle Genehmigungen liegen bereits auf dem Tisch, vor allem aber gibt es bereits die ersten sichtbaren Baumaßnahmen. Konkret spreche ich dabei von Abrissarbeiten. Diesmal lässt sich das Projekt nicht mehr stoppen.

STANDARD: Probleme gab es mit bisherigen Marktmietern. Sie wollten partout nicht ausziehen.

Zöchling: Die Markthalle wäre so oder so stehen geblieben. Man hätte sie in das Projekt integriert. Für uns würde sich dadurch bei der Vermarktung nichts ändern. Allerdings wäre es für die Mieter selbst ratsam, die Markthalle generalzusanieren und in das neue Einkaufszentrum zu integrieren. Außerdem muss man sich vor Augen halten, dass von 130.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche gerade einmal 5000 Quadratmeter auf die Markthalle entfallen. Das relativiert das Problem.

STANDARD: Gibt es für das neue Projekt bereits fixe Mieter?

Zöchling: Fix unterschrieben hat das Finanzministerium für 34.000 Quadratmeter Nutzfläche. Damit sind im Basisgebäude nur noch 5000 Quadratmeter frei. Im Tower stehen noch 14.000 Quadratmeter zur Verfügung. Derzeit verhandeln wir mit potenziellen Tower-Großmietern für Flächen von jeweils 8000 bis 14.000 Quadratmeter.

STANDARD: Wie viel kostet ein Quadratmeter Bürofläche im Turm?

Zöchling: Im Durchschnitt reden wir von 25 Euro pro Quadratmeter. Im Basisgebäude veranschlagen wir 19 Euro.

STANDARD: Ist der hohe Preis nicht auch ein Hemmnis - vor allem bei Mietern von Großflächen?

Zöchling: Selbst für Wiener Verhältnisse empfinde ich die Miete nicht als außerordentlich hoch. Doch das kommt auf die Branche an. Wir verhandeln derzeit überwiegend mit Dienstleistern wie Rechtsanwälten oder Wirtschaftstreuhändern. In diesen Branchen ist die Miete in Relation zu den Personalkosten so gering, dass sie kaum ins Gewicht fällt. Viel wichtiger ist da beispielsweise die direkte Anbindung an den Flughafen. Wir haben das Problem, dass es in Wien nur einen sehr geringen Zu- oder Abschlag für die Lage gibt. Wir sprechen hier von gerade einmal zwanzig Prozent Lagezuschlag - selbst für eine absolute City-Bestlage wie Wien Mitte. Im Vergleich: Am internationalen Markt ist der Lagezuschlag das Drei- bis Vierfache.

STANDARD: Bis wann wollen Sie die Büroflächen vermietet haben?

Zöchling: Mitte 2011 wird der Bau fertiggestellt. Ich denke, dass wir bis Ende dieses Jahres alle Flächen vermietet haben werden. Vor allem für die kleineren Flächen ist ein derart großer Vorlauf durchaus ungewöhnlich.

STANDARD: Gilt das auch für das Einkaufszentrum?

Zöchling: Nein. Wir reden zwar bereits jetzt mit einigen potenziellen Ankermietern, aber die internationalen Filialisten entscheiden sich deutlich kurzfristiger für oder gegen einen Standort. Ich denke, dass wir das 28.000 Quadratmeter große Einkaufszentrum bis Ende 2009 voll verwertet haben werden. (Gerhard Rodler; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.2.2008)