Wer gibt als Erster nach? Eine von vielen wortlosen Auseinandersetzungen in Eran Kolirins Tragikomödie "Die Band von nebenan".

Foto: Filmladen
Wien – Von manchen Filmen bleiben vor allem vermeintliche Details in Erinnerung. Bei Die Band von nebenan/Bikur hatizmoret sind dies das leuchtende Hellblau von Uniformen und das eindringliche Geräusch der Rollköfferchen, die hinter den Uniformierten herschnurren.

Der israelische Regisseur Eran Kolirin hat dieses Grüppchen, die honorige Polizeikapelle von Alexandria, auf einer Auslandsmission stranden lassen: Am Flughafen holt die ägyptischen Gäste, die zur Eröffnung eines arabischen Kulturzentrums in einer israelischen Siedlung spielen sollen, keiner ab. Schließlich gelingt es einem von ihnen, auf eigene Faust acht Bustickets zu erwerben. Aber am vermeintlichen Ziel angekommen stellt sich heraus, dass er sich mit der Schalterbeamtin auf den falschen Ortsnamen geeinigt hat.

Da der nächste Bus erst am nächsten Tag eintreffen wird, nimmt der gestrenge Dirigent das Angebot der gastfreundlichen Imbissbesitzerin Dina an – alle acht Mann werden bei Einheimischen einquartiert. Und im Lauf der Nacht stellt sich heraus, dass man doch gut miteinander kann.

Dezenter Slapstick

Aufgrund der schwierigen verbalen Verständigungslage äußert sich dies zum Beispiel in dezentem Slapstick, in einem Mienenspiel oder einer traurigen Musikeinlage. Genau in solchen Momenten, in denen eine Tendenz zur Abstraktion die Linie vorgibt, ist Kolirins Film interessant. Dort, wo sich einzelne der streng komponierten Szenen verselbstständigen und absurde kleine Anordnungen im Raum, nahezu tänzerische Miniaturen entstehen: Etwa wenn der Draufgänger Khaled einem schüchternen jungen Israeli den Weg zum ersten Date ebnet. Oder wenn ein wortloser Kampf um die Benutzung einer Telefonzelle entbrennt.

Dann erinnert Die Band von nebenan fast ein wenig an die Göttlichen Interventionen von Kolirins Landsmann Elia Suleiman.

Allerdings gewinnen mit der Zeit doch landläufige Figurenpsycho-gramme – der autoritäre Chef, der in Wahrheit eine große Trauer mit sich trägt, u. ä. – die Oberhand. Und die spezifische Konstellation weicht, bevor man sich noch richtig auf sie eingelassen hat, schnell einem unverbindlichen versöhnlichen Allerweltsbefund. (Isabella Reicher, DER STANDARD/Printausgabe, 05.02.2008)