Wien - Hochrangige Mitarbeiter des Innenministeriums suchen immer öfter ihr Glück in der Privatwirtschaft. Nicht nur Polizisten, deren Karriere aus politischen Gründen zu Ende geht, werden bei Firmen, die sich (im weitesten Sinne) mit Sicherheitsfragen beschäftigen, mit offenen Armen willkommen geheißen. Auch die Vergabe von Spitzenjobs auf nur mehr jeweils fünf Jahre wird künftig vermehrt aus Beamten Manager machen.

Wer dabei nicht seine Beamtenpension riskieren will, kann sich zumindest vorübergehend karenzieren lassen. Der Wechsel zu privaten Unternehmen ist aber nicht unumstritten, denn Beamte unterliegen zeit ihres Lebens der Amtsverschwiegenheit. Ein ehemaliger Minister beispielsweise darf also keine Insiderinformation weitergeben.

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Der Staatsschützer

Der vor wenigen Tagen als Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) abgelöste Gert-René Polli heuert, wie Montag bekannt wurde, beim Sicherheitsdienstleister Group4Securicor an. Polli soll dort beim Aufbau eines Corporate-Intelligence-Bereichs behilflich sein. Dafür hat er einen auf drei Monate befristeten Konsulentenvertrag mit Option auf Daueranstellung.

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Der Bundesminister

Nach seinem 2004 überraschend bekanntgegebenen Rücktritt als Innenminister tauchte Ernst Strasser auch zuerst als Berater bei der Group4 auf (damals noch Group4Falck), danach als Investmentmanager der VPC Energy Holding GmbH. Ab März wird er das Tiroler Medienunternehmen Moser Holding verstärken. Außerdem sitzt Strasser im Beirat des Risikoanalysten Corporate Information Network.

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Der Generalinspektor

Der ehemalige Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache, Franz Schnabl, verließ die Polizei, bevor er als deklarierter SPÖ-Mann und Kritiker von Strassers Reform Letzterer zum Opfer fallen konnte. Er ist seit 2003 Sicherheitschef im Magna-Konzern des austrokanadischen Unternehmers Frank Stronach. Sein Know-how stellte Schnabl auch schon der Firma Aufsperrnotruf Austria zur Verfügung.

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Der Cobra-Kämpfer

Mit seinem früheren Job hat der frühere Cobra-Kommandant Wolfgang Bachler zumindest noch seinen Einsatzstandort Wiener Neustadt gemeinsam. Er hat 2004 seine eigene Firma "bachler & partners" gegründet, die europaweit Krisen- und Sicherheitsmanagement anbietet. Im Vorjahr wurde er vom Land Niederösterreich für für die Notfall- und Krisenmanagement Software "Spirit SOS Suite" ausgezeichnet.

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Der Topkriminalist

Auch dem früheren Spitzenkriminalisten Ernst Geiger wurde es nach den Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Wiener Polizeiskandal bei der Exekutive zu bunt. Er folgte seinem Kollegen Franz Schnabl zum Magna-Konzern. Der Prozess wegen angeblichen Verrats eines Amtsgeheimnisses wird bald wiederholt. Geiger ließ aber durchblicken, dass er auch im Fall eines Freispruches nicht mehr Polizist sein will.

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Der Chefinspektor

Österreichs bekanntester Chefinspektor, Robert Sturm, beendete aus gesundheitlichen Gründen vor vier Jahren seine Beamtenlaufbahn. Im "Geschäft" ist er nach wie vor als Berater des Corporate Information Network von Thomas Havranek. Dort traf der Ex-Staatspolizist, der unter anderem Ministeriumssprecher in der Briefbomben-Causa war, auf seinen Ex-Chef Ernst Strasser.

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