Um den Forschungsstandort Österreich zu stärken, sollen noch viele international renommierte Wissenschafter samt Gepäck angelockt werden.

Illustration: DER STANDARD/Köck
Der Forschungsstandort Österreich soll noch attraktiver werden: International renommierte Institute ziehen schon jetzt Forscher aus aller Welt an. Um noch mehr Forscher aus dem Ausland anzulocken, gibt es Initiativen wie Brainpower Austria.

*****

"Es ist wichtig, Kulturen zu wechseln, um kreativ zu bleiben. In der Wissenschaft braucht man viel Kreativität", sagt Anton Wutz, der seit 2001 Gruppenleiter am international angesehenen Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien ist. Der gebürtige Grazer hat jahrelang am Whitehead Institute for Biomedical Research in Cambridge geforscht, einer der besten Adressen für Biomedizin weltweit.

Ausschlaggebend für seinen Umzug war damals nicht nur das Institut, das weltweit einen ausgezeichneten Ruf besitzt, sondern auch seine drei Kinder: "Ich wollte, dass sie im deutschsprachigen Raum aufwachsen." Familiäre Umstände, bessere Lebensqualität und Kulturwechsel sind neben attraktiven Forschungsinstituten Gründe, nach Österreich zurückzukommen.

Nach Schätzungen arbeiten derzeit rund 2500 österreichische Forscher in Nordamerika. 300 der 1100 am österreichischen Office of Science and Technology (OST) in Washington registrierten Forscher arbeiten bereits wieder in Österreich. Genaue Zahlen, wie viele jährlich zurückkommen, gibt es keine.

"Es ist schwierig, zu sagen, wie viele Österreicher aus dem Ausland oder Forscher aus anderen Ländern nach Österreich kommen", sagt Oliver Lehmann, Kommunikationschef des Institute of Science and Technology Austria (I.S.T.) in Gugging. "Auch kann man nicht abschätzen, ob die Zahl steigt. Das ist ein langer Prozess."

Dennoch weist der Bericht des im Aufbau befindlichen I.S.T. für das 4. Quartal 2007 ein hohes Interesse ausländischer Forscher nach. Unter den 550 Bewerbungen für die ersten Stellen gibt es zahlreiche Interessenten aus dem Ausland. 26 Prozent der Bewerber für die "Junior-Professuren" sind aus den USA, 19 Prozent aus Deutschland und 16 Prozent aus Österreich. "Es geht hier jedoch um das Land, in dem sie derzeit tätig sind und nicht um ihre Nationalität. Zum Beispiel ist die Hälfte der im Bericht ausgewiesenen "Österreicher" aus dem Ausland", betont Laurenz Niel, Koordinator des wissenschaftlichen Beirats am Eliteinstitut.

Brainpower Austria hat auch keine konkreten Zahlen. Die 2004 gegründete Initiative des Infrastrukturministeriums, die Forscher im Ausland, die in Österreich arbeiten wollen, unterstützt, wird von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG abgewickelt. Wer sich registriert, hat Zugriff auf eine Jobbörse, die rund 85 Prozent der online verfügbaren Stellen im Bereich Forschung und Entwicklung abdeckt.

Die Zahlen fehlen

"Wir haben deshalb keine konkreten Zahlen, da viele Forscher unseren Service zwar anfangs nützen, um zum Beispiel einen Job zu finden, aber letztendlich ohne die Hilfe von Brainpower Austria nach Österreich kommen", sagt Gertraud Oberzaucher vom Infrastrukturministerium. Der US-amerikanische Forscher German Leparc, der zurzeit an der Universität für Bodenkultur in Wien in der Abteilung Biotechnologie forscht, ist mithilfe von Brainpower Austria nach Österreich gekommen: "Man hat nicht nur die Forschungsförderungsmittel für mich geregelt und mich beraten, sondern mich auch finanziell unterstützt."

Brainpower Austria zahlt registrierten Forschern einen Teil der Reisekosten, wenn sie zu Vorstellungsgesprächen in die Alpenrepublik fliegen müssen, und bietet "Project-Grants" für Projektfinalisierungen und "Relocation-Grants" für den Umzug nach Österreich. Leparc betont aber, dass ausschließlich die Forschungsmöglichkeiten ausschlaggebend für seinen Umzug nach Österreich gewesen seien.

"Ich bin nicht in Österreich wegen Österreichs", sagt auch die US-Amerikanerin Carrie Cowan vom IMP. "Ich forsche an diesem Institut, weil es weltweit zu den besten gehört." Sie hat auf eine Stellenausschreibung, die auf ihrem ehemaligen Institut ausgehängt war, geantwortet und sich in Wien beworben: "Wenn Forscher ins Ausland gehen wollen, dann gehen sie auch. Ich denke, dass keine weiteren Bemühungen wie mehr Inserate oder Präsenz auf Forschungsmessen nötig sind, um zum Beispiel US-Amerikaner nach Österreich zu bringen. Solange die Forschung gut bleibt, muss sich Österreich keine Sorgen machen."

Der Andrang ausländischer Forscher ist vor allem aus dem asiatischen Raum groß. Anton Wutz vom IMP bekommt täglich rund zehn Bewerbungen aus Indien und China. In seinem Team sind Österreicher, Deutsche, Japaner, eine Forscherin aus Uruguay und eine Technikerin aus der Türkei. "Die Amerikaner interessieren sich für unsere Forschung, arbeiten jedoch lieber in Ländern mit ihrer Muttersprache."

Rückkehr nach Europa

Die European Career Fair am Massachusetts Institute of Technology (MIT) soll hier gegensteuern: Die Karrieremesse will nicht nur Europäern die Rückkehr auf ihren Kontinent schmackhaft machen, sondern auch US-Amerikaner nach Europa holen. Sie wurde 1997 von Studenten gegründet, um den Einstieg in den europäischen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Von 2. bis 4. Februar besuchten rund 2000 Forscher die Karrieremesse, auf der rund 140 Aussteller aus Europa ihre Stände aufgebaut hatten.

Auch Österreich war heuer mit Brainpower Austria zum ersten Mal dort vertreten. Normalerweise können Forscher schon direkt bei der Messe Bewerbungsgespräche führen. Es war aber kein einziges österreichisches Unternehmen vertreten. Der Event ist hierzulande kaum bekannt.

Brainpower Austria hat immerhin versucht, mithilfe einer Broschüre interessierte Firmen und Forschungseinrichtungen wie IMP, das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA), Siemens, Infineon, Böhler-Uddeholm, die Austrian Research Centers und große Universitäten abzubilden und Kontakte herzustellen.

"Ich hoffe, dass Interessenten nächstes Jahr ihre Personalvertreter mitschicken", sagt Stefan Eichberger von der FFG. Bereits im März sollen jedenfalls Gespräche mit den in den USA lebenden österreichischen Forschern folgen, um die Messebeteiligung für 2009 auszubauen. (Marion Bacher/DER STANDARD, Printausgabe, 13.2.2008)