Klassische langjährige Auslandsentsandte verschaffen Unternehmen wertvolles Wissen und Kontrolle über die Steuerung von Tochterfirmen. Die Kehrseite: hohe Kostenintensität von Umzug, Auslandsbezügen und Spesen sowie familiäre Unvereinbarkeiten, etwa bei berufstätigen Partnern. Probleme bereitet zudem die Wiedereingliederung ins Heimatunternehmen nach der Rückkehr, da es selten adäquate Positionen gibt.

Pendeln statt Umsiedeln

Die neuerdings vermehrt eingesetzten Vielflieger oder internationalen Pendler (Flexpatriates) sollen diesen organisatorischen Schwierigkeiten entgegenwirken. Kosten für Flug und Unterkunft bleiben zwar aufrecht, Umzugsaufwand und sonstige Boni entfallen jedoch. Der Arbeitsplatz in der Heimat bleibt erhalten. Die perfekte Lösung?

Meine Studie zu österreichischen Flexpatriates in Ost- und Westeuropa zeigt, dass berufliches Vielfliegen vor neue Herausforderungen stellt. Es fehlen Möglichkeiten, regelmäßig für Sport und ausgewogene Ernährung zu sorgen: "Man isst ungesünder, dauernd irgendwelches Flugzeugfutter und Kantinenessen, man lebt ungesünder und kommt nicht in die Routine rein, man muss diszipliniert sein, aber das ist schwierig", so eine 37-jährige Vielfliegerin.

Das Wohlbefinden leidet

Das Wohlbefinden leidet unter Stress und Anstrengung, Transferwartezeiten und Zeitverlust, aber auch unter den häufigen Veranstaltungen und Geschäftsessen: "Das Problem ist, dass man zunimmt, weil man Alkohol trinken und essen gehen muss", meint eine 35-Jährige. Ein Flexpatriate berichtet über "beginnendes Burnout, Schlafstörungen und permanente Gereiztheit". Am Wochenende gilt ein enger Zeitplan für Partner, Familie und Kontaktpflege. Nun: Wer hält dies überhaupt aus?

Vielflieger selbst - so die Studie - sehen die Nachteile ihrer Positionen durchaus kritisch. Allerdings bedeuten Flexibilität und Erfahrung auch als Karriereantrieb. Meist scheint auch der Kick an Abenteuern und Herausforderungen in fremden Kulturen die Schattenseiten zu mildern. Allerdings nur, solange die Überwindung nationaler Grenzen nicht auch eine Überschreitung der körperlichen und psychischen bedeutet - eine Gratwanderung, welche bei Personalverantwortlichen und Vorgesetzten oft zu wenig (Be-)Achtung findet. (Barbara Demel*, DER STANDARD, Printausgabe, 16./17.2.2008)