Vaduz - Es geht ihnen gut in Liechtenstein. Am Wochenende eröffnete der Ministaat sein neues Parlament. 44,5 Millionen Franken (27,7 Millionen Euro) ließ man sich den Bau für 25 Freizeit-Abgeordnete kosten. Man muss nicht sparen. Haushaltsdefizit, Staatsverschuldung kennt man nur aus der Nachbarschaft. Das Fürstentum hat einiges auf der hohen Kante: 60.000 Franken (37.387 Euro) pro Einwohner.

30 Prozent der Wertschöpfung macht die Finanzdienstleistung aus. 15 Banken und 405 Finanzintermediäre verwalten diskret "Private Wealth", mehr als 50.000 Stiftungen garantieren "Steueroptimierung". 4700 der 31.000 Beschäftigten arbeiten in der Finanzbranche. Nicht alle sind loyal. Immer wieder verabschiedet sich ein Banker oder Treuhandlanger mit Kundendaten. Die landen dann beim deutschen Bundes-Nachrichtendienst - und schließlich bei den Bochumer Liechtenstein-Spezialisten.

Treuhandlanger

Staatsanwältin Martina Lichtenhagen beschäftigte sich schon in den 90er-Jahren mit deutschen Steuerhinterziehern. Eine Kundendatei aus der Kanzlei des hochdekorierten Kunstsammlers Herbert Batliner war bei ihr gelandet. Der deutsche Springreiter Paul Schockemöhle flog dabei aus dem Sattel. 22 Millionen D-Mark musste er an Steuern und Strafen bezahlen, einen Teil holte er sich von Treuhänder Batliner zurück. 150 Treuhänder-Kunden wurden damals überprüft, 200 Millionen Euro Schwarzgeld gefunden. Die Hälfte floss an den deutschen Staat zurück. Mit der aktuellen Affäre habe er nichts zu tun, wird Batliner im Liechtensteiner Volksblatt zitiert: "Herr Zumwinkel ist mir vollkommen unbekannt."

Erpresser am Werk

Nächster Tatort: Die Liechtensteinische Landesbank, 1861 gegründet und Verwalterin von 37,5 Milliarden Euro Vermögen. Die LLB musste vor wenigen Tagen eingestehen, dass sie sich seit 2003 erpressen lässt. Ein Mitarbeiter hatte über 2000 Kundendaten mitgehen lassen. Der Mann wurde zwar verurteilt und eingesperrt, ein Komplize aus Rostock machte aber weiter. Umgerechnet neun Millionen Euro Schweigegeld soll die Bank bezahlt haben. Am Wochenende wurden drei weitere Verdächtige in Kiel und Lübeck festgenommen.

Die Daten der LLB haben nichts mit den verschwunden Kundendaten aus der LGT Treuhand AG, einer Tochter der LGT Bank des Fürstenhauses zu tun. Bankensprecher Bernd Junkers geht davon aus, "dass ein bereits 2003 wegen des Diebstahls von Kundendaten verurteilter ehemaliger Mitarbeiter eine Kopie der Dokumente weitergegeben hat". Die deutschen Ermittler sprechen aber von neueren Daten. Viel Gesprächsstoff für Regierungschef Otmar Hasler und Kanzlerin Angela Merkel, die am Dienstag in Berlin zusammentreffen. Zum ersten Staatsbesuch seit 16 Jahren. (Jutta Berger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.2.2008)