30 Prozent der Wertschöpfung macht die Finanzdienstleistung aus. 15 Banken und 405 Finanzintermediäre verwalten diskret "Private Wealth", mehr als 50.000 Stiftungen garantieren "Steueroptimierung". 4700 der 31.000 Beschäftigten arbeiten in der Finanzbranche. Nicht alle sind loyal. Immer wieder verabschiedet sich ein Banker oder Treuhandlanger mit Kundendaten. Die landen dann beim deutschen Bundes-Nachrichtendienst - und schließlich bei den Bochumer Liechtenstein-Spezialisten.
Treuhandlanger
Staatsanwältin Martina Lichtenhagen beschäftigte sich schon in den 90er-Jahren mit deutschen Steuerhinterziehern. Eine Kundendatei aus der Kanzlei des hochdekorierten Kunstsammlers Herbert Batliner war bei ihr gelandet. Der deutsche Springreiter Paul Schockemöhle flog dabei aus dem Sattel. 22 Millionen D-Mark musste er an Steuern und Strafen bezahlen, einen Teil holte er sich von Treuhänder Batliner zurück. 150 Treuhänder-Kunden wurden damals überprüft, 200 Millionen Euro Schwarzgeld gefunden. Die Hälfte floss an den deutschen Staat zurück. Mit der aktuellen Affäre habe er nichts zu tun, wird Batliner im Liechtensteiner Volksblatt zitiert: "Herr Zumwinkel ist mir vollkommen unbekannt."
Erpresser am Werk
Nächster Tatort: Die Liechtensteinische Landesbank, 1861 gegründet und Verwalterin von 37,5 Milliarden Euro Vermögen. Die LLB musste vor wenigen Tagen eingestehen, dass sie sich seit 2003 erpressen lässt. Ein Mitarbeiter hatte über 2000 Kundendaten mitgehen lassen. Der Mann wurde zwar verurteilt und eingesperrt, ein Komplize aus Rostock machte aber weiter. Umgerechnet neun Millionen Euro Schweigegeld soll die Bank bezahlt haben. Am Wochenende wurden drei weitere Verdächtige in Kiel und Lübeck festgenommen.