"Es gibt die berechtigte Kritik, dass wir zu spät reagiert haben." Dass bei der Besiedlung des "Poolhauses" im Meidlinger Kabelwerk Fehler passiert seien, gibt auch dessen Geschäftsführer Peter Fleissner, zu: Leer stehende Wohnungen in dem Neubau waren an rund 150 Studierende vergeben worden. Rauschige Partys, Erbrochenes im Lift und ein lockerer Umgang mit Ruhezeiten sorgten bald für Unmut unter den Bewohnern.
"Luxus auf Steuerkosten"
Dass die Vorgänge im Kabelwerk schließlich auch auf kommunaler Ebene zum Streitthema wurden, hat mit dem Nachbarschaftskonflikt selbst jedoch weniger zu tun als mit dem bezirkspolitischen Kleingeld, das einer der rund 350 Poolhaus-Bewohner daraus zu schlagen hoffte: FPÖ-Bezirksrat Franz Haas machte die türkische Herkunft der Studenten zur Wurzel des Übels. Als dann auch noch 43 von der Obdachlosigkeit bedrohte Asylwerber des Flüchtlingsvereins Ute Bock im Poolhaus einquartiert wurden, war es nur noch ein kleines Stück in die "Kronen Zeitung": Von Asylwerbern, die auf Steuerkosten im Luxus lebten und von "aufgebrachten Mietern" war hier die Rede. Einzige zitierte Quelle: Bezirksrat Franz Haas.
"Aufgebracht" waren die Mieter dann auch tatsächlich, wie Einträge in den Kabelwerk-Internetforen zeigen - jedoch weniger über die neuen Nachbarn, von denen viele bis dato gar nichts mitbekommen hatten, sondern über Haas' Medienauftritt, auf den Anfang Jänner ein zweiter, ähnlich gearteter "Krone"-Artikel folgte. Erbosten Einträgen im Forum, die Haas der Menschenhetze bezichtigten, entgegnete der Bezirksrat: "Warum ist es so schwer zu akzeptieren, dass viele Menschen andere Bevölkerungsgruppen einfach nicht wollen?"
"Ganz normale Menschen"
Von "Drogenhandel und Eigentumsdelikten" erzählt Kabelwerk-Bewohner Georg Hitsch, der "als gewählter Sprecher der Poolhaus-Bewohner" diese Probleme, die seit dem Einzug der Asylwerber gehäuft aufgetreten seien, "nicht totschweigen" will. Auf Nachfragen wird Hitsch dann konkreter: "Ein paar Sessel" aus dem Aufenthaltsraum seien in die "mangelhaft eingerichteten" Wohnungen getragen worden. "Formalrechtlich ist das Diebstahl." Aus dem Dealer-Vorwurf werden "ein paar Joints", die zwei ältere Damen im Hof entdeckt haben wollen, und von angeblichen sexuellen Belästigungen habe er selbst nur aus dritter Hand erfahren. "Das sind Probleme, die jede Wohnhausanlage hat", gibt Hitsch schließlich zu, es werde aber "zu wenig kommuniziert", und das stifte Ängste. Ob er selbst schon mit einem der Asylwerber gesprochen habe? "Nein, das geht nicht, schon allein sprachlich" – was Ute Bock mit einem Kopfschütteln quittiert: "Die sprechen alle ganz gut Deutsch. Es geht um die Hautfarbe." "Ich bin kein Rassist", entgegnet Hitsch. An einen Umzug denkt Bock jedenfalls nicht: "Die Bewohner sollen ruhig sehen, dass das ganz normale Menschen sind."
Bewohner gekündigt