Wien – Die meisten Rechnungshofberichte gehen unkommentiert ans Parlament, aber den Gebarungsvergleich zwischen Wiener und Oberösterreichischer Gebietskrankenkasse präsentierte RH-Präsident Josef Moser persönlich. Und erzählte den Zuhörern, wie teuer es in Wien ist, gut zu hören: Wenn ein HNO-Arzt in Wien bei seinen Patienten Cerumen (Ohrenschmalz) entfernt, dann lässt er sich von der Kasse dafür tarifgemäß 5,12 Euro vergüten. Sein oberösterreichischer Kollege bekäme für dieselbe Ohrensäuberung allenfalls 2,81 Euro – nämlich in nachweislich schwierigen Fällen.

Normalerweise ist die Reinigung oberösterreichischer Ohren einfach im sogenannten „Fallpauschale“ enthalten, das ein HNO-Arzt für jeden Besuch eines Kassenpatienten erhält. Und dieses Pauschale ist in Wien mit 17,50 Euro (ohne Cerumen-Entfernung) auch noch höher als in Oberösterreich, wo es inklusive Ohrendurchputzen nur 15,94 Euro beträgt. Moser wundert sich nicht, dass Ohrenreinigungen in Wien öfter vorkommen als im Land ob der Enns.

Ob das für die Patienten sinnvoll ist, beantwortet Moser ausweichend: „Ich weiß nicht, gegen wen die oberösterreichische Kasse knausrig wäre.“ Jedenfalls habe diese mit den Ärzten knapper kalkulierte Tarife verhandelt. Und sie habe eine gesündere Versorgungsstruktur: Während Wiener dazu tendieren, zu (teuren) Fachärzten zu gehen, bleibt in Oberösterreich viel beim Allgemeinmediziner. Von denen aber gibt es in Wien etwa fünf Prozent zu wenig – was den Trend zum Facharzt verstärkt.

Moser meint, die Wiener Kasse könne 80 Millionen Euro sparen – was diese bezweifelt: Die hohe Facharztdichte steigere die medizinische Qualität und die Befundsicherheit. Dennoch werde man die „ernstzunehmende Analyse“ des RH aufgreifen und zu sparen versuchen.

Außer Streit steht, dass in einer Großstadt bestimmte Erkrankungsbilder häufiger auftreten – allein vier Medikationen (Blutdruck, Blutgerinnung, Magenschutz und Antidepressiva) machen rund die Hälfte der in Wien vergüteten Heilmittelkosten aus. Dass darauf aber mit „beinharten Rationalisierungen auf dem Rücken der Patienten“ reagiert werde, hält Ärztekammerpräsident Walter Dorner für eine Prolongierung der Pläne zum Kaputtsparen. Am billigsten sei ein Arzt, der gar nichts tue. (cs/DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2008)