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Der Federkiel verrät das Geschlecht eines Vogels.

Foto: Ralph Orlowski/Getty Images
Jena - Chemikern der Universität Jena ist es gelungen, eine neue Methode für die Geschlechterbestimmung bei Vögeln zu entwickeln. Bei vielen Vogelarten wie zum Beispiel Großpapageien ist nämlich die Bestimmung des Geschlechts aufgrund äußerlicher Merkmale unmöglich. Hinter der Bestimmung steht wissenschaftliches Interesse: Um seltene, vom Aussterben bedrohte Vögel züchten zu können, müssen etwa Artenschützer selbstverständlich wissen, ob sie es tatsächlich mit einem Brutpaar zu tun haben.

"Die Bestimmung zahlreicher Großpapageien ist bisher nur mittels Endoskopie oder mit Hilfe molekulargenetischer Methoden möglich", erklärt Petra Rösch vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Jena. Das Narkotisieren von Vögeln berge ein Risiko in sich, erklärt die Wissenschaftlerin, die an der Entwicklung des neuen Verfahrens gemeinsam mit Jürgen Popp und zwei Doktoranden gearbeitet hat. Das neu entwickelte Verfahren wurde in der Zwischenzeit zum Patent angemeldet und in der Fachzeitschrift "Analytical Chemistry" vorgestellt.

Neue Methode

"Zur Bestimmung des Geschlechts benötigen wir lediglich eine im Wachstum befindliche Feder, wie sie die Vögel während der Mauser entwickeln", erklärt die Forscherin. Die im Federkiel befindlichen Zellen werden ausgedrückt und in die Analyseapparatur gegeben. "Zur Anwendung kommt anschließend ein Verfahren, das der indische Physiker Chandrasekhara Venkata Raman bereits in den 1920er Jahren entwickelt hat und wofür er 1930 den Nobelpreis für Physik erhielt." Die so genannte Raman-Spektroskopie beruht auf dem Effekt, dass Moleküle, die mit monochromatischem Licht bestrahlt werden, das Licht in alle Raumrichtungen streuen. Ein Teil dieses Streulichts, die so genannte Raman-Streuung, enthält Informationen über die Probe. "Damit erhalten wir sozusagen einen optischen Fingerabdruck", erklärt Rösch.

"Beim Menschen tragen die Männer eine Kombination von X- und Y-Chromosom. Bei den Vögeln hingegen weisen die Männchen zwei Z-Chromosomen auf, während die Weibchen eine ZW-Kombination haben", erklärt die Forscherin.

Weiterentwicklung

Entwickelt wurde die Methode zunächst für das Haushuhn (Gallus gallus f. dom.), weitere Vogelarten sollen aber hinzukommen, um so eine Spezies-Datenbank aufbauen zu können. Als weiteres Ziel wollen die Forscher die Methode so verfeinern, dass das Geschlecht der Tiere bereits am Ei festgestellt werden kann - über die unterschiedliche Menge an DNA der Chromosomen. Damit ließe sich das routinemäßige Töten männlicher Küken im Rahmen der Legehennenzucht vermeiden. (pte/red)