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Foto: AP/Rothermel
Wohnbauförderung soll es künftig nur noch geben, wenn auf dem Haus auch eine Solaranlage installiert wird. Nicht in der "Umweltmusterstadt" Wien – sondern in Oberösterreich. Das haben SPÖ und Grüne dort so beschlossen; unter heftigem Protest der ÖVP. Das erste Gegenargument hatte gelautet: Wohnbauförderung solle nur über Anreize zur Ökologisierung motivieren – aber keinesfalls über Zwang.

Förderungs-Logik

Ist dem tatsächlich so? Gilt das auch bei anderen Themen? Würde ein Wohnbau gefördert, der keine Toiletten eingebaut hat? Oder, als direkte Parallele: Wie viel Zuschuss bekäme ein Gebäude, bei dem kein Stromanschluss installiert oder keine Wärmeversorgung vorgesehen wäre? Die Antwort ist einfach: Nicht einen Cent. Und das ist vielleicht kein "Zwang"? Inzwischen bringt die ÖVP aber einen Einwand vor, der weit stichhaltiger ist: Die Fixierung auf eine Form der Alternativenergie würde alle anderen Formen der umweltfreundlichen Energieerzeugung diskriminieren. Tatsächlich ließen die heftigen Proteste der Wärmepumpen-Hersteller nicht lange auf sich warten.

Sinnvoller wäre es wahrscheinlich, die Wohnbauförderung ganz allgemein mit einer nachhaltigen Wärmegewinnung zu koppeln und genau zu definieren, welche Systeme zugelassen sind. Und wenn nicht, muss man schon sehr genau argumentieren, warum nur die Solarenergie förderwürdig ist. Eines sollte aber jedenfalls klar sein: Die Zeiten der energiefressenden Gebäude sollten schon bald vorbei sein. Wenn man die großartigen Debatten um den Klimawandel auch nur halbwegs ernst nimmt, dann muss sich der Standard im Wohn- und Bürobau zwangsläufig dahin entwickeln, dass sämtliche Neubauten ganz selbstverständlich Energieproduzenten sind.

Geldfrage

Die technischen Möglichkeiten sind dafür längst vorhanden. Passivhäuser brauchen fast keine Energie zur Wärmegewinnung mehr. Intelligente Lichtarchitektur und eine optimierte Energieeffizienz bei Geräten spart drastisch Strom. Vor allem aber: Schon bald wird man es sich schlicht nicht mehr leisten können, dass Dächer, aber auch Fassaden, die nach Süden gerichtet sind, nicht wie im Bild unten zur Energiegewinnung genützt werden.

Und da geht es in erster Linie um den Sonnenstrom. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist derzeit, dass der weltweite Engpass bei der Siliziumproduktion endlich überwunden wird – und damit die Photovoltaikzellen billiger und wirtschaftlicher werden können. Erste Beispiele für derartige "Plusenergiehäuser", die mehr Energie produzieren als sie verbrauchen, gibt es bereits auch in Österreich – allerdings wiederum nicht in der "Umweltmusterstadt" Wien. Ein solches Wohn- und Bürokraftwerk hat sich beispielsweise die Firma "uwe kroiss energiesysteme" verwirklicht – im oberösterreichischen Kirchberg-Thening. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 1./2.3.2008)