"Bereitstellung von Angeboten für alle Altersgruppen" - so sieht nach einer Umfrage der wichtigste Auftrag des ORF-Publikums an den öffentlich-rechtlichen ORF aus. Danach kommen Unterhaltung, Familien- und Kinderanliegen, Gesundheit sowie die allgemeine umfassende Information aus Politik, Sozialem, Wirtschaft, Kultur und Sport. Die gesetzlichen Programmaufträge werden von den Sehern als "sehr wichtig beurteilt", heißt es in der auf 1.000 Interviews basierenden GfK-Studie, die am Montag im ORF-Publikumsrat präsentiert wurde.

Größter Handlungsbedarf bei Unterhaltung

Der größte Handlungsbedarf besteht aus Sicht der ORF-Seher in der Unterhaltung. An zweiter Stelle liegen Angebote für alle Altersgruppen. Danach sollen mehr Gesundheitsthemen, vor Umweltthemen und Konsumentenschutz gesendet werden. Auch um Anliegen von Familien und Kindern sollte sich der ORF mehr kümmern. Erst dahinter liegt die Forderung nach mehr Bildung für Junge und Erwachsene. Schlusslichter sind die gesetzlich anerkannten Religionen und Kirchen und die Förderung österreichischer künstlerischer und kreativer Produktionen.

"Strategische Probleme"

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sah in den Ergebnissen eine "Bestätigung, dass der ORF zwei Programme braucht, um alle Ansprüche in dieser Breite zu bedienen". Dies sei ein "klarer Auftrag des Publikums, auch Unterhaltung und nicht nur Bildungsauftrag zu bieten". In punkto Kinder- und Familienanliegen verwies der ORF-Chef auf die Neuaufstellung des Kinderprogramms ab Herbst. Allerdings entstünden hier aus der Konkurrenz durch Kinder-Spartenkanäle strategische Probleme. Um dem zu begegnen, strebe man mittelfristig eine Kooperation mit dem Sender KIKA für ein "KIKA-Österreich"-Programm an.

Einmal mehr Kritik gab es im Publikumsrat an der Fernseh-Information. Publikumsräte zeigten sich mit der Expertenauswahl, dem Frauenanteil und der Moderation der Diskussionssendungen unzufrieden. "Gibt's in dem Land keine anderen Unternehmer als Androsch und Raidl, und gibt's keine Frauen in der Wirtschaft?", meinte etwa der SP-nahe Willi Mernyi vom ÖGB. Chefredakteur Karl Amon wies darauf hin, dass sich Sendungen wie "Im Zentrum" oder der "Club 2" im Aufwind befänden. Die Marktanteile der Talk-Formate sind demnach deutlich gestiegen. Außerdem sei der "Runde Tisch immer ein Einschaltimpuls".

Kritik an Oberhauser

Der bürgerliche Publikumsrat Hans Paul Strobl attackierte Informationsdirektor Elmar Oberhauser direkt und meinte, dass dieser seine Aufgabe nicht erfülle, es sei "keine ordnende Hand da". Der so kritisierte Informationsdirektor wollte sich "diese Unterstellungen nicht gefallen" lassen und verließ die Sitzung des Gremiums. Vorsitzender Georg Weissmann rief daraufhin zur Mäßigung auf, meinte aber in Richtung Oberhauser: "Wer die Hitze nicht aushält, darf nicht Koch werden."

Diskussion um Handy-TV

Diskussionen gab es auch rund um das Thema Handy-Fernsehen (DVB-H). Im Rennen um die entsprechende Lizenz war die ORF-Sendetechniktochter ORS ausgeschieden. Nun bekam die zur französischen TDF-Gruppe gehörende Media Broadcast den Zuschlag. "Der ORF hat zwar keine Risiken, ist aber als führendes Unternehmen draußen", monierte der VP-nahe Publikumsrat und Stiftungsrat Franz Medwenitsch. Als "für den ORF durchaus vernünftig" sah Generaldirektor Wrabetz die Entwicklung bei Handy-TV. "Wir wollten keine zusätzlichen Kosten für DVB-H", so Wrabetz. Mit den Mobilfunkern, die dafür aufkommen hätten sollen, habe man sich nicht einigen können. Da man auch nicht wisse, wie mobiles Fernsehen beim Publikum ankomme, sei es "gut, dass die Franzosen das finanzielle Risiko tragen". Die ORS werde außerdem wesentliche Teile der technischen Plattform tragen, berichtete Wrabetz. (APA)