San Francisco - Fische sind als wechselwarme Tiere von ihre Umgebungstemperatur abhängig - die Stoffwechselaktivität wird dadurch soweit beeinflusst, dass beispielsweise Fischarten in unseren Breitengraden im Winter in eine Art "Schlafzustand" sinken können. Nun haben Forscher aber erstmals bei Fischen eine Stoffwechselumstellung festgestellt, die darüber hinausgeht.

Der Antarktisdorsch Notothenia coriiceps lege im Winter seinen Stoffwechsel gezielt auf Eis, berichten britische Wissenschafter um Hamish Campbell von der Universität Birmingham im Fachjournal "One" (Bd. 3, e1743) der Public Library of Science (PLoS). Die Fische verringerten ihren Herzschlag, senkten den Energieverbrauch erheblich und verharrten nahezu bewegungslos in ihrem Revier.

Saisonale Verhaltensunterschiede

Der Ruhezustand der Gelbbauch-Notothenia, die in einer Umgebung ohne wesentliche Temperaturveränderungen lebt, erfordere ein aktives Umschalten zwischen einer Sommer- und einer Winter-Stoffwechselstrategie. Damit ähnele das Verhalten der Antarktisdorsche dem echten Winterschlaf einiger landlebender Tierarten.

Campbell und seine Mitarbeiter hatten insgesamt 118 Gelbbauchnotothenia gefangen und mit Minisendern und -messgeräten ausgestattet. Ein ganzes Jahr lang verfolgten sie dann die Entwicklung und das Verhalten der Fische. Sie stellten fest, dass die Tiere im Sommer den Großteil ihrer Zeit auf die Nahrungssuche verwendeten und dabei deutlich an Gewicht zulegten. Im Winter hingegen bewegten sich die Tiere kaum, ihr Stoffwechsel sank um ein Drittel, das Körpergewicht nahm stetig ab. In diesem Zustand konnten Taucher die trägen Tiere sogar in die Hand nehmen und sie einige Zeit festhalten, berichten die Wissenschaftler weiter.

Alle vier bis zwölf Tage wachten die Fische dann für ein paar Stunden auf und kurbelten ihren Stoffwechsel wieder auf die sommerlichen Werte an: Auch solches Verhalten ist von Winterschlaf haltenden Landlebewesen bekannt. Die Gelbbauchnotothenia wechselten scheinbar von einer Sommerstrategie, die auf die Beschaffung von Nahrung ausgelegt ist, auf eine Winterstrategie, die den zum Überleben nötigen Energieverbrauch so weit wie möglich senkt.

Ursache noch nicht wirklich klar

Warum sie dies nun genau tun, sei bislang unklar. Durch die anhaltende Dunkelheit im Winter, die durch die Eisdecke oft noch verstärkt wird, gebe es im Winter deutlich weniger pflanzliches Plankton in den Gewässern und damit auch insgesamt weniger Nahrung - grundsätzlich aber sei das Nahrungsangebot für die Gelbbauchnotothenia gut. Die Forscher vermuten nun jedoch, dass auch andere Antarktisdorsche einen solchen Winterschlaf halten. (APA/dpa/red)