Clara Luzia Gesang, Gitarre, Songwriting

Foto: Clara Luzia
Grafik:Clara Luzia

Clara Luzia: "The Long Memory" (Asinella 2007)

Coverfoto: Asinella
Ein Kontrapunkt, der passt, wirkt und sich augenblicklich unter die Haut singt. Clara Luzia, so heißt die Wiener Sing- and Songwriterband im Aufwind. Seit Ende letzten Jahres ist ihr zweites Album "The Long Memory" mit dem FM4-Hit "Morning Light" nun auch über die Kölner Plattenfirma "Unterm Durchschnitt" in Deutschland erhältlich.

Verzweiflung in fröhlicher Gelassenheit

Balladen voller Traurigkeit, Hymnen der Wehmut. Es wird politisiert und getrunken. Wir feiern den Weltuntergang, um zu überleben. Mit der Stimme der gebürtigen Niederösterreicherin Clara Luzia Maria Humpel klingt das aber nicht nach Selbstmitleid und triefendem Weltschmerz, sondern viel mehr nach Auferstehung in Bescheidenheit. Wie zum Beispiel "Homedrinking": Ein Song der Verzweiflung dargebracht in fröhlicher Gelassenheit. Clara Luzia bringt wie selbstverständlich Großes in ihren Texten zum Ausdruck.

Emotionale Qualität von Musik

So ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn die 29jährige "Trauriges Glücklichsein" in einem Interview mit Gerhard Stöger als die besondere, emotionale Qualität von Musik beschreibt. Gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass das nichts mit Jammereien zu tun hat: "Ich kann jammernde, leidende, junge Mittelstandsmänner nicht leiden und ich mag es nicht, wenn Musiker klingen, als würden sie gleich zu heulen beginnen." Ein Beispiel: Conor Oberst alias Bright Eyes: "Bei ihm habe ich immer das Gefühl, dass er sich beim Singen seiner Lieder denkt: Gleich hab ich's und sie finden, boah, ist der arm", so die Sängerin.

Texte, die in der Seele wühlen

So klar, einfach und extrem die Texte der Autorin in der Seele wühlen, so selbstverständlich wirkt auch die phantasievolle Instrumentierung. Das Glockenspiel in "Narrow Margin". Oder wunderschöne Akkordeonklänge in "One Too Many". Ein streichendes Cello füllt den "Port of New Orleans", aber auch Chöre, Klatschen – es ist einfach alles da.

Tropfen, die auf die Scheibe klatschen

Letztendlich eine optimale Kulisse, um sich zu vertiefen in eine Stimmung, "wie es draußen regnet und die Tropfen auf die Scheibe klatschen." Musik, die irgendwie meditativ nachwirkt. Wobei echte Clara Luzia-Fans besonders die Live-Auftritte der Band schätzen. Denn Vieles, das berührt, schwingt sich durch die Persönlichkeit der jungen Protagonisten in die Herzen aller. Die nächste Möglichkeit zum Mitfühlen besteht Anfang April. Mit einem emotionalen Lauschangriff in Form eines neuen Albums dürfen wir hoffentlich schon bald rechnen. (nia)