Bei den Grünen bahnt sich ein Streit über die Wahlkampfstrategie der Partei an. Während die Bundesspitze die Schuld am schlechten Abschneiden der niederösterreichischen Landesgruppe beim Mitbewerber ÖVP sucht, sehen andere durchaus die Fehler in den eigenen Konzepten.

"Soft, mutlos, konturenlos" - diese Adjektive fallen dem grünen EU-Abgeordneten Johannes Voggenhuber als Erstes ein, wenn er an den Grünen-Wahlkampf in Niederösterreich denkt. "Es war ein defensiver, verwaschener Kurs wie bei der SPÖ. Und er ist von Persönlichkeiten geführt worden, die sich nicht in den Clinch mit Landeshauptmann Erwin Pröll getraut haben", sagt Voggenhuber im Standard-Gespräch. Als ein Beispiel nennt er den Slogan "Damit Kontrolle mitregiert!" Voggenhuber: "Was soll so eine widersprüchliche Botschaft? Wollen wir mitregieren oder die Regierenden kontrollieren?"

Kritik kommt auch vom Grünen-Mandatar Peter Pilz. Die Niederösterreicher hätten zwar "einen fulminanten Wahlkampf geführt". "Einen Tag nach der Enttäuschung", schreibt Pilz auf seinem Weblog, "müssen wir uns fragen, ob sie den richtigen Wahlkampf geführt haben. Die Geschichte unserer Landtagswahlen zeigt nicht nur in Niederösterreich, dass der Vorsichtige bestraft wird."

Botschaften, die nicht in das Wording der Parteispitze passen. "Die Pröll-Maschinerie" sei schuld, dass die Landesgruppe mit 6,8 Prozent (bisher 7,2) das Ziel, einen Landesratssitz zu erhalten, verfehlt habe, erklärte Bundessprecher Alexander Van der Bellen schon Sonntagabend. Ähnlich argumentiert Spitzenkandidatin Madeleine Petrovic. Die Mobilisierung der ÖVP sei "voll aufgegangen", sagt sie und verteidigt ihren Wahlkampf als "einen der besten, den sie je geführt hat". Eine Personaldebatte wollen die Grünen tunlichst vermeiden. "Dafür sehen wir keinen Grund", sagt Parteistratege Dieter Brosz. Petrovic will sich am 6. April beim Landeskongress der Wahl als Landessprecherin stellen.

Ungemach könnte noch die Wahlkartenauszählung bringen, denn das vierte Mandat ist nur knapp abgesichert. Die Klubstärke sei fix, denn "die ÖVP müsste überproportional gewinnen, wir überproportional verlieren", glaubt Landesgeschäftsführer Thomas Huber. Petrovic ist da vorsichtiger: "Nach diesem Sonntag schließe ich nichts mehr aus." (Peter Mayr/DER STANDARD, Printausgabe, 11.3.2008)