Modern und zukunftsorientiert gibt sich nicht nur das Foyer der neuen FH St. Pölten, sondern auch die Forschungspolitik, die auf den "Zukunftsfaktor Hochschulen" setzt.

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"46 Prozent ihres Budgets verwenden österreichische Hochschulen für forschungsrelevante Aktivitäten", hob Wissenschaftsminister Johannes Hahn die Rolle der Unis in der Forschung hervor. Titel des vierten "Dialogforums", das vergangenen Donnerstag, moderiert von Standard-Wissenschaftsredakteur Klaus Taschwer in der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst stattfand, war denn auch "Zukunftsfaktor Hochschulen". "Nicht zu kleckern", sondern als kleines Land verstärkt Schwerpunkte zu setzen, lautete Hahns Devise.

"Die Motivation der Studierenden ist ein wesentlicher Punkt", stellte Werner Jungwirth von der Österreichischen Fachhochschulkonferenz klar. Die Forschungsförderung müsse Neues, aber auch Scheitern zulassen, sonst "pfeift man drauf, weil die Begeisterung weg ist."

Der seit Oktober 2007 laufende "Forschungsdialog" ist eine Initiative des Wissenschaftsministeriums und soll Diskussionen über die österreichische Forschungslandschaft anregen. Die Zugpferde, mit denen Österreich zu einer der "führenden Wissensgesellschaften" entwickelt werden soll, sind neben "Jointventures" und einer parlamentarischen Enquete sechs große Dialogforen.

"Forschungs- und Wirtschaftsstandort gehören zusammen", sprach Martha Mühlburger, Vizerektorin der Montanuniversität Leoben von "regionalem Kontext". "Der Forscher muss gesellschaftspolitisch wieder einen Stellenwert erhalten, der sich auch in Karrierewegen niederschlägt", verwies Mühlburger auf das Manko an Forschern in Wissenschaft und Industrie.

Uni-Wien-Rektor Georg Winckler forderte "mehr Breite und mehr Spitze". Er träumt von Partizipationsraten an tertiärer Bildung in skandinavischen Dimensionen, wo sie bei 60 Prozent eines Altersjahrgangs liegen. Vor allem die 30- bis 55-Jährigen will er stärker an der Uni vertreten sehen. "Keine Spitze ohne Breite", stimmte Beate Konze-Thomas von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu und führte die aktuelle Exzellenzinitiative des deutschen Hochschulsystems an: "Der Glanz der Exzellenz färbt auf das Gesamtsystem ab."

"Exzellenz kann nicht von oben verordnet werden", ist Winckler überzeugt, sie entstehe im Wettbewerb unter entsprechenden Rahmenbedingungen. "Die Universitäten müssen sich zu Schwerpunktbildungen durchringen".

Auf dem Weg zur Exzellenz seien "Industrieverbände und Politik die Tonangebenden", glaubt Claudius Gellert vom Institut für vergleichende Bildungsforschung in München. Die Autonomie der Universitäten wertete er als "den besten Garanten für nachhaltige Qualitätssteigerung".

Der Begriff "Innovation" werde auf "wirtschaftliche Prosperität" reduziert und grenze so die Kunst-Unis aus, kritisierte Stephan Schmidt-Wulffen, Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien. Dabei verstünden sich Kunst-Unis als "Agenturen ästhetischen Wissens". "Wie Ideen bildhaft materialisiert werden, ist maßgeblich für die Ergebnisse", auch wenn "das Über-Ich des Naturwissenschafters" sich das noch nicht eingestehen könne. Schmidt-Wulffen plädiert für ein Kurzstudium, sowie einen PhD für diese "spezielle Form der Wissenschaft".

Auch Dorothea Sturn, Leiterin der Qualitätssicherung der Uni Wien, befürwortet neue Formen der Wissensgenerierung. Die Herausforderung liege in der "Differenzierung". (Julia Grillmayr, Tanja Traxler /DER STANDARD, Printausgabe, 12.3.2008)