
Dichtung lässt den Leser umso freier assoziieren, je "referenzloser", abstrakter die Stimmfäden sind. Abgerissen aber – und manchmal nervig altklug und manieriert – scheinen sie bei Christian Steinbacher durchs Textgewebe zu fliegen, um am Gegenüber im Gedicht oder Leser vorbeigesprochen zu werden. Aussagenfetzen sind teils so dynamisch und dicht aufgeladen, dass auch der Free Jazzer Lust hat, mit über die Mauern zu galoppieren, stellenweise wie in Beliebigkeit. Doch Steinbacher ist ein Profi, dem man Beliebiges besser nicht unterstellt. Eher eine für einen runden Ausdruck nicht ausgegorene Hyperpolyvalenz in diesem Band; hohe Kunst der Verkunstung.
Es überrascht nicht, dass ein Gedicht dann umso gelungener ist, je kürzer es selbst ist oder je dynamischer der Gedichtgegenstand. Richtige Goldstücke finden sich da:
"einer Lücke Flucht, ereilt / das Einerlei, das Welt umspannt, wie weit / möcht reichen, was da Haftung wollt".