In ihrer Behutsamkeit weist die Formulierung des 1977 in Halle in der damaligen DDR geborenen und seit 29 Jahren in Leipzig-Ost lebenden Autors die Haltung, mit der seinen Geschichten, vielleicht der Welt und wohl ihm selbst begegnet werden kann.
Denn auch Clemens Meyer wurde seit seinem ersten größeren Erfolg, dem 2006 erschienenen Roman Als wir träumten, zum lustvoll beschriebenen Objekt: Man hat ihn zum "Tattoomann der deutschen Literatur" ausgerufen, genussvoll seine frühen Jobs als Bauhelfer und Wachmann zitiert. Er selbst beschreibt die Tattoos, die einen Großteil seines Körpers bedecken, schlicht als "Teil meines Lebens. Ich selbst mache kein großes Gewese darum, das tun nur die anderen." Reizvoller erscheint es ihm, von dem zu sprechen, wofür er nun mit dem Preis der Leipziger Buchmesse geehrt wurde, dem Schreiben.
Der Sohn eines literaturbegeisterten Krankenpflegers mit einer mehrere tausend Bände umfassenden Bibliothek war bereits als Zehnjähriger von der in der offiziellen DDR wenig geschätzten US-Literatur gefesselt. Auf James Fenimore Cooper folgten Jack London, Dashiel Hammett, Raymond Chandler und - vor allem - Ernest Hemingway, den er bis heute als größten Lehrmeister bezeichnet, ungeachtet der vier Jahre, die er am Leipziger Literaturinstitut studierte.
Wie seine Vorbilder denkt Clemens Meyer vom Plot her, als Referenz nennt er seine preisgekrönten Erzählungen in Die Nacht, die Lichter "Stories". Die Leipziger Vorstadt, in der der Autor in einer Zwei-Zimmer-Souterrain-Wohnung lebt, nennt er selbst "eine Art Bergbau, mein Claim, wo ich schürfte und meine Stoffe fand". Begebenheiten aus dem Leben eines Gabelstaplerfahrers im Einkaufszentrum, eines Rentners und seines Rottweiler-Dobermann-Rüden Piet.