Thailändischer Hausgecko beim Skydiving. Sein Schwanz hilft ihm, an der Decke zu bleiben. Und wenn nicht, beim Runterfliegen.

Foto: Robert Full/UC Berkeley, copyright PNAS/NAS 2008
Der Schwanz hilft bei der Stabilisierung - aber auch bei Abstürzen.

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Berkeley - Mit ihren wundersamen Fußunterseiten sind die Geckos längst zum Wappentier der Bionik geworden. Die mikroskopisch feinen Härchen, mit denen die Tiere auch an der Decke Haftung finden, gehören zu den erstaunlichsten Tricks der Natur, die Wissenschafter zu neuen Technologien inspirieren.

Zuletzt nahmen sich US-Forscher die feinen Gecko-Härchen zum Vorbild für eine neue Art von Wundverband, der sogar auf feuchten Wunden haftet und außerdem biologisch abbaubar ist, wie die Zeitschrift "PNAS" vor einem Monat berichtete.

Bei all der Konzentration auf die Wunderfüße der Geckos hat man bis jetzt übersehen, dass diese Schuppenkriechtiere auch über einen ziemlich einzigartigen Schwanz verfügen. Und dessen Prinzip will man nun in neue Roboter einbauen. Die besonderen Fähigkeiten des Gecko-Hinterteils könnten in Zukunft aber womöglich auch in der Raumfahrt helfen.

Nachdem US-Forscher Gecko-artige Roboter entwickelt hatten, erkannten sie mit Hilfe von Filmaufnahmen, wie wichtig der Schwanz der Tiere - konkret: von Thailändischen Hausgeckos (Cosymbotus platyurus) - für ihre Fortbewegung ist. Sobald nämlich die Oberfläche selbst für Geckos rutschig wird, setzen sie den Schwanz quasi als fünften Fuß ein, wie Forscher in der Zeitschrift "PNAS" nun berichten.

Das Prinzip Fahrradständer

Klettern die Tiere eine Wand hinauf und rutschen mit einem Fuß aus, dann wird der Schwanz wie ein Fahrradständer eingesetzt, der vor dem Umkippen bewahrt. "Wir waren echt überrascht, dass sie sich so um bis zu 60 Grad zurückdrücken konnten ", so Ardian Jusufi von der Berkeley Universität, "um wieder in eine vertikale Position zu gelangen."

Wenn das nicht gelingt, dann haben die Geckoschwänze aber noch eine weitere wichtige Funktion: Sie helfen den Kriechtieren, auf allen Vieren zu landen. Das wiederum können auch Katzen, die dafür Bewegungen der Wirbelsäule dafür einsetzen. Geckos hingegen drehen bloß ihren Schwanz, um in die richtige Flugposition zu gelangen, so Jusufi. Das macht die Kontrolle einfacher - und könnte dem Prinzip nach bei künftigen Robotern ebenso eingesetzt werden wie in der Raumfahrt. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18. 3. 2008)