Blau, blau, blau blüht der Enzian...! Die BMW F 650 GS mit Guido Gluschitsch und Koffer im österlichen Test.

Foto: derStandard/Sulzbacher

Ich hab die neuen GS-Modelle von BMW zum ersten Mal auf der Bike gesehen. Meine Güte, was soll ich sagen? Meine Erwartungshaltung an die neue GS war so niedrig, dass es mich nicht einmal wirklich interessierte, wie sie ausschaut. BMW hat Motorradln, die wirklich toll zu fahren sind. Aber emotional mitreißend würde ich sie nicht nennen. Na gut, eine Ausnahme ist die 650er X-Country. Das Gefährt, von dem einige Kollegen sagen, dass es zu klobig sei, zu unhandlich, zu schwer. Einfach kein Radl zum Offroad fahren. Mir hat die von Anfang an getaugt. Herrliches Spielzeug. Im Grunde ein bisserl teuer, so dass man schon aufpassen möchte, dass sie einem nicht auskommt, aber die haltet schon was aus.

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Also eine BMW gibt es demnach schon, die mir so richtig taugt. Die anderen sind klass, reißen mich aber nicht so vom Hocker, weil sie auch keine Prinzessin vom Hocker reißen – also der Aufrissfaktor bei uns nicht so ganz exorbitant ist. In Italien hätte man da ganz andere Chancen mit einer BMW. Egal jetzt. Zurück zur Bike und meiner Begegnung mit den neuen GS-Modellen. Die F 800 GS hat mir schon gefallen, wie sie so dastand. Na ja, und draufgesessen bin ich auch nicht nur einmal. Die F 800 GS fand ich hübsch, die F 650 GS fand ich bäh!

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Und richtig, die F 650 GS bäh hab ich jetzt ausgefasst. Und wie ich sie das erste Mal so wirklich echt vor mir sehe und den Zündschlüssel in die Hand nehme, da merke ich schon, dass die BMW aber ganz frech ist. Ich hab das Gefühl, die zeigt mir Zunge. Und ich hab das Gefühl, die lacht mich aus. (Sollte ich jetzt das Gefühl haben, in deinem Frühstück war irgendwas drin, was nicht reingehört? mfgux ;-) So ein freches Ding!

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Ich setz mich drauf, starte sie an und mein erster Weg führt direkt nach Hause. Die BMW hat nämlich was, was voll praktisch ist, der glu aber gar nicht mag: Koffer! Seitenkoffer! Und der glu meint ja, dass der einzige Koffer, der auf ein Motorradl gehört, der glu selber ist. So vollmundige Aussagen vergisst er aber gerne, wenn er etwa mit einer vollverkleideten BMW und vollgepackten Koffern auf der Autobahn zu einem Wochenend-Termin fährt. Aber das tut er jetzt ja nicht.

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>>> Glus schneller Gassi-Schreck

Der Weg nach Hause zaht sich ein bisserl. Es ist nämlich Folgendes: Die BMW ist derartig kommod und frech, dass man mit einem Grinser auf den Spalt zwischen den Kolonnen schießt – bis man schnell den ABS-Anker wirft, weil man Koffer ja Koffer drauf hat und da niemals zwischen den Blechkübeln durchkommen tät, auch wenn man die Haxen noch so zsammzwickt. Und ich muss mich da schon immer voll konzentrieren. Weil ich eben nie mit Koffern fahr. Wie schaut denn das aus, wenn ich jetzt die BMW zerleg? Ich tät dastehen wie ein Koffer. Zwei hiniche Autos, ein hiniches Motorradl – und das obwohl zwei Drittel der Unfallbeteiligten nur herumgestanden sind. Wenn auch im Weg – was aber keinen Richter kümmert. Ja, ich weiß, wovon ich rede.

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Der intelligente Leser wird jetzt fragen: Ja warum nimmt der glu denn die Koffer überhaupt mit nach Hause, wenn er sie dort eh gleich in die Garage pflanzt? Erstens gibt es ja auch Kofferfetischisten, die wissen wollen wie die BMW mit mehr Koffern als nur dem glu ausschaut. Und zweitens: Wenn ich am Dienstag, wenn sich die Reißerische italienischen Sprechübungen hingibt, im Supermarkt den Draht-Steyr durch die Gemüse- und Ökoernährungsecke fluche, dann muss ich ja nachher die Bio-Kohlsprösschen und den Soja-Salat in einem ordentlichen Behältnis nach Hause bringen. Weil sind wir uns ehrlich: Wer einmal schlecht verpackte Rispentomaten gemeinsam mit dem neuen Firmennotebook im Rucksack über die Hausstrecke geführt hat, frönte tags darauf einer längeren Audienz beim Chef. Und da geht’s dann nicht ums Pesto, sondern ans Eingemachte. Mit den Koffern passiert das nicht.

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Aber ohne Koffer hab ich dann den Rekord von daheim in die Firma um gut zwei Minuten unterboten. Pausen für Publikumsbeschimpfung inklusive. Ich weiß nicht, welcher Instinkt es ist, der den Nachbarhund am Weg zu seinem Lieblingshydranten mitten auf der Straße stehen bleiben lässt, wenn ein Motorrad mit bereits eingreifendem ABS auf ihn zukommt. Da nutzt das ganze Gekläffe von Frauli nix. Der Dackel verliert mitten auf der Straße zwei Tropfen, kläfft zweimal den Vorderreifen an, bevor er sich erinnert, wohin er wollte und weiterdackelt.

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Und ich? Eigentlich wollte ich erzählen, dass die BMW F 650 GS unendlich viel Spaß macht. Ist alles ein Schwachsinn, mit dem Gerede „ein Frauenmotorrad“. Und ich finde, die Ausformulierung GeländeSport für GS sollte man bei BMW noch einmal überdenken. Ich bin für GS wie Großstadt. Da passt die BMW perfekt hin. Abenteuer garantiert. Oder für GS wie Gassi-Störer. (Nach einem Blick aufs Foto bin ich für „Ganz Schiach“. Oder hatte ich den Eindruck nur wegen des Koffers? mfgux ;-)

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(Text: Guido Gluschitsch Fotos: Martin Sulzbacher, 24.03.2008)

Guido Gluschitsch ist Chefredakteur von Motorradnet.at.