Melitta Bentz mag frisch aufgebrühten Kaffee. Blöd, dass der schwarze Kaffeesatz immer zwischen den Zähnen kleben bleibt. Die findige Sächsin weiß sich zu helfen: Sie klaut Löschpapier aus der Schultasche eines ihrer drei Kinder und legt es in eine Blechdose. Den Dosenboden hat sie mit Hammer und Nagel durchlöchert: Fertig ist die Melitta-Filtertüte für den Melitta-Kaffeefilter.

Foto: Hersteller

Laut Unternehmensarchiv erteilt das kaiserliche Patentamt in Berlin Melitta Bentz im Juni 1908 den Gebrauchsmusterschutz für einen "Kaffeefilter mit auf der Unterseite gewölbtem Boden sowie mit schräg gerichteten Durchflusslöchern". Er funktioniert mit "Filtrierpapier".

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Mit dem Patent auf ihre Erfindung und 73 Reichspfenningen Startkapital lässt die Hausfrau die Firma "M. Bentz" ins Dresdner Handelsregister eintragen. Ihr "Filterapparat" sorgt für Aufregung. Auf der internationalen Hygieneausstellung 1910 erhält er in Dresden goldene und silberne Medaillen.

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Von Anfang an ist das Filter-Geschäft eine Familienangelegenheit: Melittas Mann Hugo gibt seine Arbeit als Kaufhausangestellter auf, um bei der Filterproduktion mitzuhelfen. Er führt in den Schaufenstern der Geschäfte die Handhabung des Filters vor. Die zwei Söhne liefern Filter und Tüten mit einem Handwagen aus. Produktionsstätte ist ein Acht-Quadratmeter-Zimmer in der Dresdner Wohnung der Familie.

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Bald sind die eigenen vier Wände zu klein, um den Bedarf an Filtertüten zu decken. Die Familie Bentz erwirbt eine stillgelegte Schokoladenfabrik in Minden, Nordrhein-Westfalen. In der Kleinstadt an der Weser befindet sich bis heute der Hauptsitz des Unternehmens.

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Die Form der Melitta-Filtertüte hat sich bis heute kaum verändert, nur das Papier wurde im Laufe der Jahre ständig optimiert. Spezialpapier soll verschiedenen Kaffee-Geschmacksrichtungen zu Gute kommen. Der rote Melitta-Schriftzug wird 1932 zum ersten Mal auf die Packungen gedruckt. Ein Re-Design erfolgt fünf Jahre später - seit 71 Jahren sieht er nun gleich aus.

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"Melitta" ist ein Familienunternehmen geblieben. Heute stehen die Enkel der Firmengründerin dem Betrieb vor. Zur Unternehmensgruppe gehören weltweit 50 Gesellschaften mit 3.200 Mitarbeitern. Neben Filtertüten gehören Haushaltsfolien, Müllsäcke, Staubbeutel und andere Haushaltsartikel zum Kerngeschäft - und natürlich Kaffee. (red)

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