Foto: DER STANDARD
Andererseits kann es vorkommen, dass man sich in einer Wildwestfantasie verliert. Oder man führt Zwiegespräche mit einem Granitblock, auf dem man sich ausruht. Manchmal träumt man bloß unbrauchbares Zeug. Und manchmal passiert rein gar nichts.

Alles ist möglich, denn wir sind im Reich der Comics. Nachdem sie jahrelang in Kleingruppen, Fanzines oder Solokarrieren gezeichnet haben, erscheinen einschlägige Künstler der österreichischen Szene nun in einem so kompakten wie gewichtigen Sammelband. Perpetuum heißt er und nicht, so hebt das Vorwort hervor, kunstvolle, sequenzielle Arbeiten von 14 total besessenen Comic-Künstlern und -Künstlerinnen, zusammengestellt vom total besessenen Comic-Künstler Hannes Schaidreiter. Doch auch so wird ein Hut draus: Die Zeichen sind in Bewegung, das Komische lebt in allen möglichen Verkleidungen. Es nimmt Anleihen bei Vorbildern von Munch und Botticelli (siehe Michaela Konrads Space-love) bis Crumb und Brétécher. Es bedient sich der Werbegrafik ebenso wie der Art Brut oder der puren Lust am Kritzeln.

Das Buch zeigt keinen "Trend", sondern gibt eine erstaunliche Bandbreite wieder. Sie reicht etwa von einem an Wort und Bild überbordenden Heinz Wolf über Tommi, der die fantastischen Titel von Weird Tales u.a. paraphrasiert, bis zu einem reduzierten Kriebaum, dessen minimaler "kleiner Tod" sich wortlos durch sieben Episoden mordet, bis auch die letzte Kerze ausgeblasen ist (siehe die Episode drei im Bild oben). Wenn etwas die Arbeiten zusammenhält, dann am ehesten das autobiografische Element. Nicolas Mahler braucht in bewährter Manier nur seiner Umwelt zuzuhören, und fertig ist seine Serie "Ich, das sind die anderen" (und lustiger als Rimbaud, aber der wollte das ja auch nicht sein). Zu würdigen ist ferner der Verlag Luftschacht ("verbindet Probekeller mit Außenwelt, versorgt Künstler mit Sauerstoff"), der sich auf das Terrain der Comics-Kunst wagt. (Michael Freund, ALBUM/DER STANDARD, 29./30.03.2008)