Wohin mit den Kisten? Bei Self-Storage kann man ausgelagerte Lagerräume monatlich anmieten - Rollladen und Vorhängeschloss inklusive.

Collage: STANDARD/Lukas Friesenbichler
Laut Umfrage des Marktforschungsinstituts Gallup klagt ein Fünftel der Wiener Bevölkerung über zu wenig Platz zu Hause und im Büro. Vor allem der mangelnde Stauraum ist den rund 340.000 Menschen ein Gräuel - die Kellerabteile sind oft feucht, schmutzig, dunkel und nur schwer zugänglich. Bereits in den Sechzigerjahren wurde in Kalifornien ein System entwickelt, das diesem Umstand vorbeugen soll: die Vermietung von Lagerräumen unterschiedlicher Größe an private und geschäftliche Kunden, die das Angebot wochen-, monats- oder jahresweise in Anspruch nehmen können - kurz Self-Storage genannt.

Während es in den USA bereits an die 50.000 Einrichtungen zur individuellen Einlagerung von Akten, Möbeln und diversen Sammlerobjekten gibt, ist das großstädtische Phänomen in Europa weitestgehend neu. In Österreich wurde der erste Self-Storage-Standort 1999 eröffnet. "Am Anfang war der Erklärungsbedarf für die neuartige Infrastruktur noch sehr groß", erinnert sich Martin Gerhadus, Geschäftsführer der marktführenden SelfStorage Dein Lagerraum LV GmbH, "die Anlaufzeit war schwierig, mittlerweile wird der Bedarf in städtischen und somit teuren Lagen von Vielen erkannt."

Skier und Schlauchboote

Rund 80 Prozent der Kunden sind Private, lagern hier Skier, Rodeln und Schlauchboote ein. Nur ein Fünftel der Lagerräume ist an Gewerbetreibende vermietet, hier in erster Linie an Anwälte, Steuerberater und Planungsbüros, die mit ihren Ordnern und Akten ausweichen müssen. "Zu unseren außergewöhnlichsten Kunden zählen wohl die Disc-Jockeys, die in der Früh den Club verlassen und ihre wertvolle Plattensammlung selbstverständlich nicht im Auto lassen wollen", so Gerhadus.

Der Preis für einen Lagerraum richtet sich nach der Größe, nach der Dauer des Mietverhältnisses und - überraschenderweise - auch nach der Lage in der Stadt. "Self-Storage ist aus der großstädtischen Platznot entstanden, folgerichtig können wir aufgrund unserer Betriebskosten einen Standort in zentraler Lage nicht um den gleichen Preis anbieten wie etwa am Stadtrand." Von Anbieter zu Anbieter unterscheiden sich die Kosten nur gering, generell kann man pro Monat mit 50 Euro für einen kleinen Lagerraum (ca. vier bis sechs Quadratmeter) bis hin zu rund 200 Euro im Falle von größeren Räumlichkeiten in der Größe eines Zimmers rechnen.

"Diese Größenordnungen werden in erster Linie von Leuten angemietet, die bei einer Übersiedelung oder bei einem Wohnungsumbau kurzfristig eine große Fläche benötigen", erklärt Horst Zedlacher, Standortleiter der Mike's Box self storage GmbH im Wien Floridsdorf, "als Faustregel gilt, dass rund zehn Prozent der Wohnungsfläche für Stauzwecke angemietet werden müssen. Je nach Bedarf und Möbelform können wir quadratische und längliche Räume zur Verfügung stellen."

Zielpublikum: Die Jungen

Um sich vom marktführenden Konkurrenten zu unterscheiden, kann man bei Mike's Box mit dem Kleintransporter bis zur jeweiligen Lagerbox vorfahren - ganz gleich, im welchen Geschoß. "Überall anders gibt es Lastenlifte, in die das Transportgut erst umgeladen werden muss, wir hingegen haben eine Fahrzeugrampe im Gebäude", gibt man sich stolz, "das ist einmalig in Österreich." Auch der Internet-Auftritt unterscheidet sich: Mit jugendlichem Design und Kontaktmöglichkeit per Skype will man vor allem die junge Klientel ansprechen.

In der Regel sind die Self-Storage-Standorte zu den Bürozeiten besetzt, abends um am Wochenende ist der Zutritt zumeist mittels PIN-Code möglich. Gegen ein zusätzliches Entgelt ist eine Ausweitung der Zutrittszeiten auf 24 Stunden möglich. Aus Sicherheitsgründen wolle man den nächtlichen Zutritt nur auf wenige Parteien beschränken, heißt es vielerorts. In Anspruch genommen werde dies hauptsächlich von Unternehmen, die in der Verfügbarkeit ihres Archivs nicht auf bestimmte Tageszeiten angewiesen sein wollen.

Zwar bieten die Self-Storage-Anbieter allesamt Alarmanlage und Video-Überwachung mit Direktschaltung an eine Sicherheitszentrale, eine Versicherung ist im Mietpreis jedoch nicht inkludiert. "Eine pauschalierte Versicherung hätte keinen Sinn", sagt Zedlacher, "wie in einer Wohnung ist der jeweilige Wert des Inhalts von Mal zu Mal anders." Um 1,25 Euro pro 1000 Euro Wert der eingelagerten Ware kann man sein Hab und Gut gegen Feuer und Wasser sowie gegen Diebstahl schützen. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.3.2008)