"Niemand will den Bau eines Bahnhofs per se bekämpfen", sagt Wolfgang Mor von der Bürgerinitiative "Bahnhof Wien". Einfluss auf die Planung nehmen, wollen drei Bürgerinitiativen aber schon

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Wien – Mehr Autoverkehr am Gürtel, größerer Lärm und stärkere Luftverschmutzung – dieses Szenario malt sich die "Bürgerinitiative Bahnhof Wien" aus, wenn es um den Bau des Hauptbahnhofs zwischen dem jetzigen Süd- und dem Ostbahnhof geht. Um den lauernden Gefahren nicht chancenlos ausgeliefert zu sein, hat die Initiative am Freitag gleich mehr als doppelt so viele Unterschriften wie nötig eingereicht, die ihr nun bei einem Teil des Verfahrens zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) Parteienstatus verleihen. Das UVP-Verfahren ist dreigeteilt. Während die Bürgerinitiativen bei die Bahninfrastruktur betreffenden Fragen mitreden können, sind sie von dem Verfahren zum Städte- und Straßenbau ausgeschlossen.

"Möglichst viel Profit"

Gleich nach der Übergabe der 459 Unterschriften an das Verkehrsministerium und an die Umweltabteilung der Stadt Wien, traten Walter Papst, Wolfgang Mor und Manfred Itzinger mit ihren Forderungen an die Öffentlichkeit. "Niemand, der ein bisschen mitdenkt, will einen Bahnhof per se bekämpfen", erklärte Mor, "doch nicht alles, was geplant ist, dient wirklich dem Bahnhof."

Manches, so sei der Eindruck, führe dahin, "möglichst viel Profit zu machen", führte Mor aus. Beispielsweise seien die geplanten Lärmschutzmaßnahmen, "minimalistisch, um es höflich auszudrücken".

Das vorgesehene Hochhaus, das bis zu 100 Meter hoch gebaut werden dürfe, bringe zudem "wegen kurzfristiger Spekulationen" den Status "Weltkulturerbe" des nahe gelegenen Schlosses Belvedere in Gefahr.

Einer der vielen Wünsche der Initiative ist, im Bahnhofsareal fallendes Regenwasser, aufzubereiten und weiter zu nutzen. Im Büro des SP-Verkehrsstadtrats Rudi Schicker, hieß es: "Im Bereich des Parks südlich der Gleisanlagen ist das vorstellbar." Auch der Anstieg des Verkehrs bedrückt Mor und Co. Eine weitere Bürgerinitiative, nämlich vom "Verein Initiative Arsenal", widmet sich diesem Problem vorrangig. Seitens der ÖBB zeigt man sich "offen" für sämtliche "konstruktive Vorschläge"der Bürger, deren Umsetzbarkeit zu überprüfen sei.

Lärmarm

Eine dritte Bürgerinitiative hat die Volkspartei Wien gegründet, deren Devise lautet: "Maximale Ausnutzung bei minimaler Lärmbelästigung", sagt VP-Gemeinderat Alfred Hoch. Dieses Ziel soll durch lärmarme Schienen, eine ausgedehnte Lärmschutzwand sowie besonders leise Bremsysteme erreicht werden. Die VP fordert ein umfassendes Betriebskonzept für die Gleise. Eine zentrale Forderung ist auch der Bau einer zweiten U-Bahnlinie bis zum Bahnhof, wogegen sich Schicker bisher aber immer quergelegt hat. Für Hoch sei "ganz klar", dass durch den Bau der "Bahnhofscity" die Zahl der Fahrgäste steigen und eine zweite U-Bahnlinie benötigt werde.

Wie die "Bahnhofcity" nun genau aussehen wird, ist aber nach wie vor unklar. Wie der Standard berichtete, hat das Bundesvergabeamt den Architektenwettbewerb Anfang März gestoppt. Die Bahn hat bisher noch nicht entschieden, ob sie dagegen gerichtlich vorgehen will. (Gudrun Springer, DER STANDARD Printausgabe, 29./30.3.2008)