Kevin raucht seit der Schulzeit. Damals wollte er Jessica von der 3C beeindrucken. Heute geht er auf den 40-er zu und qualmt noch immer. Beeindruckt hat er niemand. Jessica hat er nie etwas von seiner Liebe erzählt. Es geht Kevin körperlich nicht besonders gut, das Jogging-Comeback wird immer auf die nächste Woche verschoben und die Suche nach einer Freundin detto. Halt und Sicherheit bietet der Griff nach der Tschick. Und ein Seidl. Oder zwei. Unten, im Cafe Pepi.

Unlängst - es war wie ein Wunder - war die Jessi im Pepi. Fast 30 Jahre danach noch immer ein Feger. Und sie raucht jetzt auch (also vielleicht doch beeindruckt?). Das Problem: Jessi saß zwei Tische weit weg. Unerreichbar für Kevin. Ein halbes Packerl Gitanes ohne Filter und dem - ausnahmsweise - dritten Seiderl später war sie dann auch wieder draußen aus dem Pepi. Kevin ging allein nach Haus. Und wenn er nicht an Lungekrebs gestorben ist, dann raucht er heute noch allein im Pepi.

ALTERNATIVES ENDE DER GESCHICHTE:

Jessi kommt ins Pepi. Kevin und sie werden durch das totale Rauchverbot auf die Straße gezwungen. Kevin traut sich zwar nicht sie anzusprechen, aber Jessi schnorrt sich eine Gitanes ohne Filter. Und: Sie erkennt ihn wieder! "Bist du nicht der stille Kevin vom Pausenhof?" Ja, ist er. Der Kevin und die Jessi sind seitdem ein Paar. Und wenn sie nicht an Lungenkrebs gestorben sind, dann rauchen sie noch immer gemeinsam vor dem Pepi.

Soll heißen: Ein totales Rauchverbot in Lokalen hat für Raucher nicht nur Nachteile. Durch das Rauchen vor dem Lokal erhöht sich der Flirtfaktor um das Zigfache. Also die ideale Maßnahme für einsame Menschen, um mit Gleichgesinnten ins Gespräch - und vielleicht auch noch zu mehr - zu kommen. (Rainer Schüller, derStandard.at, 31.3.2008)