Bild nicht mehr verfügbar.

Daumenschrauben: Reinhold Würth.

Foto: APA/dpa/Norbert Försterling
Stuttgart/Berlin – In Deutschland ist erneut ein prominenter Unternehmer ins Visier der Steuerfahnder geraten. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen Reinhold Würth wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Der 72-jährige "Schraubenkönig" Würth zählt laut dem US-Magazin Forbes mit seinem Vermögen von fünf Milliarden Euro zu den zehn reichsten Deutschen. Sein 1945 gegründetes Unternehmen (60.000 Mitarbeiter) ist internationaler Marktführer in der Befestigungs- und Montagetechnik.

Die Vorwürfe gegen den Unternehmer, der 2007 auf einen Umsatz von 8,5 Milliarden Euro und einen Betriebsgewinn von 570 bis 580 Millionen Euro kam: Er und fünf Personen aus seinem Umfeld hätten private und geschäftliche Aufwendungen nicht sauber verrechnet. Außerdem sei die Verrechnung von Kosten zwischen den einzelnen Gesellschaften der Würth-Gruppe im In- und Ausland fragwürdig. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit einem Jahr, zum derzeitigen Stand sieht es nicht so aus, als stehe die Affäre im Zusammenhang mit den Unterlagen aus Liechtenstein, die die Fahnder auch auf die Spur des ehemaligen Chefs der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, brachten.

Würth ist jedoch nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern macht sich seit Jahren auch als Mäzen einen Namen. Er fördert Wissenschaftsprojekte und hat 13 Museen gegründet, darunter auch den "Artroom" im niederösterreichischen Böheimkirchen. "Es ist eine ungeheure Kreativität hinter seinem Werk, ein großer Wagemut", lobte ihn der ehemalige deutsche Bundespräsident Roman Herzog.

Laut dem Magazin Spiegel wollen Würths Anwälte eine öffentliche Hauptverhandlung vor Gericht verhindern. Sie streben einen Haftbefehl an, der maximal eine Strafe von einem Jahr auf Bewährung und eine Geldstrafe erlaubt. Diese Geldbuße könnte 40 Millionen Euro betragen. (bau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.4.2008)