Falsche Kniebewegung

Das Knie bewegt sich bei Hochziehen vom Rad weg

Foto: Orthopädisches Spital Speising

Richtige Kniebewegung

Knie bleibt beim Hochziehen parallel zum Fahrrad

Foto: Orthopädisches Spital Speising

Bei der Radanalyse in Speising werden Bewegungsabläufe und Symmetrie überprüft

Foto: Orthopädisches Spital Speising

"Schritthöhe mal 0,665 plus ein bis zwei Zentimeter" lautet die richtige Formel für die ideale Rahmenhöhe beim Fahrrad, weiß der Wiener Sportwissenschafter Andreas Kranzl, Technischer Leiter des Labors für Gang- und Bewegungsanalyse am Orthopädischen Spital Speising, vorzurechnen. Die Distanz vom Sitz zum Lenker, die mit dem Rahmen zusammen hängt, spielt seiner Meinung nach die wichtigste Rolle für die richtige Sitzposition am Fahrrad.

Mit Lenker und Sattelposition ausgleichen

Freilich sei auch diese Zahl nur ein Richtwert, weil es die Rahmen normalerweise nur in Standardgrößen gibt und jemand auch im Vergleich zu einer geringen Körpergröße recht lange Beine haben kann und umgekehrt. Frauen haben generell immer einen ein bis zwei Zentimeter kleineren Rahmen. "Tanzt man mit dem Körperbau etwas aus der Reihe, kann aber mit verschiedenen Lenkerkonstruktionen, die den Lenker vor oder zurück zu bringen oder über die Sattelposition etwas ausgeglichen werden", weiß Kranzl.

Auf das Rad kommt es an

Alle anderen Einstellungen sind je nach Fahrradart unterschiedlich. Beim Citybike sollte man auf die Ergonomie achten, das heißt auf eine aufrechte Sitzposition und einen höheren Lenker, so der Sportwissenschafter. Beim Rennrad hingegen ist eine Vorlage normal. Der Nachteil: "man muss in der Halswirbelsäule nach hinten gehen, um gut nach vorne schauen zu können", erklärt Kranzl. Auf dem Mountainbike sitzt man in einer aufrechteren Position als beim Rennrad aber trotzdem etwas nach vorne geneigt. Auswählen sollte man für den ambitionierten Hobbysport generell jene Radart, die einem am meisten Spaß macht.

Radanalyse

Überprüfen kann man seinen Fahrstil bei einer Radanalyse im Orthopädischen Spital Speising. Für die Analyse bringt man sein eigenes Sportrad mit. Dieses wird dann auf einer Walze eingespannt und dann kann losgeradelt werden. Mehrere Kameras zeichnen die Körperhaltung und Bewegungen aus unterschiedlichen Winkeln auf - der Computer erzeugt eine drei-dimensionale Rekonstruktion der Bewegung. Es geht dabei vor allem um den Bewegungsablauf und die Symmetrie.

Häufigste Fehleinstellungen

Die häufigsten Fehler, die Kranzl bei der Radanalyse bei ambitionierten Hobbyradsportlern bemerkt, sind zu hoch oder zu tief eingestellte Sättel und Lenker. "Vor allem Citybikefahrer haben Lenker oder Sattel häufig zu tief eingestellt und fahren dann mit verstärkter Knieflexion." Die Auswirkungen: Mit den zu stark abgebeugten Knien kommt man erstens nicht gut vorwärts und es ist unbequem. Ist der Sattel hingegen zu hoch, kommt man auch nicht gut zu den Pedalen.

"Fahre ich nur ab und zu mit dem Fahrrad ist das alles nicht so schlimm. Lege ich aber viele tausend Kilometer im Jahr mit einem falsch eingestellten Fahrrad zurück, werden Lenden- und Halswirbelsäule übermäßig belastet", erklärt Kranzl den Unterschied zwischen gelegentlichem Radfahren am Wochenende und richtigem Hobbysport. Die Folge können Schmerzen und Beschwerden im Nacken und Hals sein, vor allem, wenn man schon leichte Vorschädigungen hat.

Fehlerquelle Knie

"Manche fahren so, dass die Knie nach außen gehen, wenn das Pedal nach oben dreht. Drückt man dann nach unten, hat man eine starke Belastung im Kniegelenk, was längerfristig zu Problemen führen kann", so der Sportwissenschafter. Beim Radrennfahren kommt es zusätzlich auf die Symmetrie an. Aufgrund der Clips hat man nicht nur die Druckphase nach unten, sondern auch die Zugphase nach oben. Diese solle auf beiden Seiten gleichmäßig ausgeprägt sei, weiß Kranzl. Sind die Clips falsch eingestellt, kann es zu einer falschen Führung im Sprunggelenk kommen und die Fußsohle wird vermehrt belastet.

Fehler beim Bewegungsablauf

Häufig sitzen die Sportler auch schief am Fahrrad - mit einer Beckenhälfte tiefer als mit der anderen. Das kann laut Kranzl durchaus mehrere Gründe haben: unterschiedliche Beinlängen, ein schiefer Sattel, oder man es hat sich einfach angewohnt schief zu sitzen. "Im schlimmsten Fall kann es zu Überlastungssyndromen kommen, Muskelverspannungen oder Muskelverkürzungen. Gelenksschäden sind zum Glück eher die seltene Ausnahme." (Marietta Türk, derStandard.at, 8.4.2008)