London - Der Chef des UNO-Klimarates (Intergovernmental
Panel on Climate Change/IPCC), Rajendra Pachauri, hat den reichen
Ländern mangelnden Führungswillen bei der Aushandlung eines
weltweiten Klimaabkommens vorgeworfen. "Mit Blick auf die derzeitige
Politik bezweifle ich, dass irgendein Entwicklungsland irgendwelche
Zugeständnisse macht, bevor es nicht bei den entwickelten Ländern
einen deutlichen Standpunkt erkennt", sagte Pachauri in einem am
Montag veröffentlichten Interview mit der britischen Zeitung "The
Guardian".
Deutschland lobte er hingegen als positives Beispiel für den Kampf
gegen den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid. Auch
Großbritannien verhalte sich in der Angelegenheit "ganz gut". Viele
reiche Länder gäben mit ihrer Unfähigkeit, den CO2-Ausstoß zu
reduzieren, aber weiterhin Anlass zur "Bestürzung", sagte der
IPCC-Chef.
Bürde
Manche entwickelten Länder vermittelten den Eindruck, sie würden
"die ganze Bürde (des Klimaschutzes) auf unsere Schultern abladen",
rügte Pachauri. Es sei jedoch notwendig, dass sie sich mit ihrer
Klimapolitik eine "gewisse Glaubwürdigkeit" erkämpften. Die
aufstrebenden Schwellenländer China und Indien, die als entscheidend
für ein internationales Klimaschutzabkommen gelten, "würden gerne
einen gewissen Grad an Ehrgeiz sehen, bevor sie von sich aus eine
freiwillige Verpflichtung eingehen", betonte Pachauri.
Die Weltgemeinschaft bemüht sich derzeit unter der
Schirmherrschaft der Vereinten Nationen, bis zum kommenden Jahr ein
Folgeabkommen für das 2012 auslaufende Klimaprotokoll von Kyoto
auszuhandeln. Der UNO-Klimarat war im vergangenen Jahr gemeinsam mit
dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore für den Kampf gegen den
Klimawandel mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. (APA)