Doch egal ob liberal-prowestlich, oder rechts-nationalistisch, in einem sind sich alle einig: Von 20. bis 24. Mai soll sich Serbien als ein guter Gastgeber des Eurovision Song Contest zeigen. Die Vertreter von 43 Staaten werden in der Belgrader Sporthalle "Arena" singen. Sie sollen nur die besten Eindrücke und eine fröhliche Stimmung aus der serbischen Hauptstadt mit nach Hause bringen, sagen die Veranstalter. Wenn schon Serbien seine Zweifel hat, ob es nach Europa gehen soll, kommt Europa wenigstens für ein paar Tage nach Serbien. Eine einzigartige Gelegenheit für das Land, sich als attraktives touristisches Ziel vorzustellen und das schlechte Image im Westen zu korrigieren. Statt der nationalistischen Fratze könne Serbien nun sein schönes Antlitz zeigen, meint ein Schriftsteller.
Für den Direktor des Staatsfernsehens, Aleksandar Tijanic, ist es schlicht das Geschäft des Jahrhunderts für Serbien. Allein der Marketingwert übersteige 100 Millionen Euro, sagte Tijanic. Gastfreundlich und weltoffen - so soll sich Serbien der Welt präsentieren.
Dabei war es eine Zeitlang sogar ungewiss, ob der Song Contest überhaupt in Belgrad stattfinden würde. Nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo vor zwei Monaten gingen Bilder von demolierten westlichen Botschaften und Straßenschlachten in Belgrad um die Welt.
Ausgerechnet Marija Serifovic war es, die mit dem Siegeslied des Vorjahresbewerbs, "Molitva" (Gebet), den Song Contest nach Serbien holte. Serifovic unterstützt die ultranationalistische Serbische Radikale Partei (SRS), deren Chef Vojislav Seselj vor dem Haager UN-Tribunal der Prozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gemacht wird. Ein Gegenentwurf
Aber das Bild vom nationalistischen, trotzig verschlossenen Serbien müsste nicht erst durch einen Song Contest konterkariert werden. Für das "andere Serbien" steht schon seit der Gründung im Jahr 2000 "Exit", das größte europäische Musikfestival. Mehr als 200.000 vorwiegend junge Besucher kommen jeden Juli in die Hauptstadt der Vojvodina, Novi Sad, um in der mittelalterlichen Festungsanlage Superstars aus aller Welt live zu erleben. Neben der legendären Punkband Sex Pistols, Paul Weller, Manu Chao, Primal Scream, treten heuer unter anderen Kruder und Dorfmeister, Laurent Garnier und Ben Watt auf.
"Zu Beginn war Exit im international isolierten Serbien für junge Menschen der erste konkrete Kontakt mit der Außenwelt", sagt Ivan Lalic, Entwicklungsdirektor von Exit. Mittlerweile stelle es aber ebenso Serbien der Welt vor, denn es gibt fast gleich viele Besucher aus dem In- und dem Ausland.