Kaum Touristen, wenige Läufer am frühen Freitagabend beim Schloss Schönbrunn.

Foto: Putschögl

Rudi Klaban in Action: Der Olympia-Teilnehmer und x-fache Staatsmeister war einfach zu schnell...

Foto: Putschögl

...um hier ein gutes Foto von sich vorzufinden.

Foto: Putschögl

Jörg (links) und Walter trainieren für den Staffel-Marathon.

Foto: Putschögl
Schon Wochen vor dem Wien-Marathon am 27. April war derStandard.at-Redakteur Martin Putschögl in den großen Wiener Lauf-Locations unterwegs, auf der Suche nach Marathon-Startern. Sein erster Versuch führte ihn Anfang März nach Schönbrunn, im Folgenden sein Bericht.

***

Die Läufer-Panier übergezogen, Ersatzleiberl eingepackt, und auf geht's Richtung Schönbrunn. Von der Tirolerhütte ausgehend mische ich mich unter's Volk der Läufer, als einer der ihren. Mit dem Unterschied, dass ich Kuli, Block und Digicam mithabe. Denn eines ist klar: Wegen eines Journalisten, der eine Reportage über Marathon-Trainierer schreiben will, bleibt ein solcher nicht stehen.

Wer den Vienna City Marathon am 27. April 2008 laufen will, sollte Anfang März schon fleißig am Trainieren sein. Nicht nur in Vor-Marathonzeiten ist der Schönbrunner Schlosspark in Wien-Hietzing beliebter Lauftreffpunkt. So sollte es leicht fallen, hier ein paar Marathon-Kandidaten zu treffen, mit ihnen über ihre Vorbereitung und ihre Ziele zu plaudern - in einer Art "teilnehmender Beobachtung".

Barbara Rett und das Eichhörnchen

Vor der Gloriette nähert sich ein älterer Herr raschen Schrittes. Sekunden später jogge, höre und staune ich mit einem – Jackpot! – früheren Olympia-Teilnehmer im 800- und 1500-Meter-Lauf über die Schönbrunner Kieswege. Seine Haare sind grau, seine Laufhose ist schwarz, sein Name ist Rudi Klaban. Er hat ein ordentliches Tempo drauf.

Aber er ist kein Marathonläufer: Mehr als 15 Kilometer ist Herr Klaban "überhaupt noch nie" gelaufen. Dafür hat er bei den Olympischen Spielen in Rom (1960), Tokio (1964) und Mexiko-City (1968) die österreichischen Farben vertreten. Einen 10.000-Meter-Lauf musste man damals noch ohne Labestellen durchstehen, erzählt er. "Da hat man sich zu Beginn ein Schnitzel gewünscht, in der Mitte ein Glas Wasser, am Schluss einen Bissen Brot." Außerdem hat er sich damals "gefreut, wenn wir gegen einen Schwarzafrikaner laufen konnten" - mit denen habe man damals noch leichtes Spiel gehabt.

Barbara Rett trifft er hier oft, steckt er mir, während wir eine Schleife um den Zoo und dann südlich beim Palmenhaus vorbei joggen. Plaudernd vergeht die Zeit wie im Flug. Kurz bevor wir uns nahe dem Schloss wieder trennen, läuft ein Eichhörnchen über den Weg. Es würdigt uns keines Blickes.

Wenig später macht ein sportlich anmutender junger Mann bei einer Parkbank in der Allee zwischen Schloss und Neptunbrunnen kurz Rast: ein Hobbyläufer, kein Wettkampfkandidat.

Bei den nächsten beiden habe ich mehr Glück: Jörg und Walter, beide Anfang 30, joggen und plaudern gemütlich vorbei. Ich schließe mich an und erfahre, dass sie am 27. April den Staffel-Marathon laufen wollen. Extra dafür zu trainieren brauchen sie aber nicht. "Ich will entweder die 5,7 oder die 9,1 km laufen", und die gingen sich "eh immer aus", sagt Jörg.

Touristen, aber keine Läufer

Obwohl den beiden leichter zu folgen war als Herrn Klaban, bin ich schon etwas müde, jedenfalls verschwitzt, als ich um halb fünf vor der Rückseite des Schlosses trabe. Ein paar Touristen sind zu sehen, aber keine Läufer mehr.

Ich laufe zurück zum Auto und treffe dabei am Neptunbrunnen auf Karin, etwa Mitte zwanzig. Sie trainiert zwei- bis dreimal pro Woche und lässt es "darauf ankommen", ob sie den Halbmarathon laufen wird. Vielleicht macht sie auch einen Aufbaukurs am Uni-Sportinstitut (USI), sagt sie, "mal sehen".

Wieder bei der Tirolerhütte angelangt, quert das zweite Eichhörnchen an diesem Tag meinen Weg. Es ignoriert mich nicht einmal. Um 17 Uhr bin ich wieder am Parkplatz, vielleicht habe ich beim nächsten Mal im Prater mehr Glück. (Martin Putschögl, derStandard.at, 1.3.2008)