Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) hat dementiert, dass weitere deutsche Journalisten wie der frühere ZDF-Korrespondent Ulrich Tilgner in Afghanistan ausgespäht wurden. "Die Angaben von Herrn Tilgner sind falsch", sagte ein BND-Sprecher am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. "Es gab in Afghanistan während der Entführung von (dem deutschen Ingenieur, Anm.) Rudolf B. keine Überwachung der Telekommunikation von deutschen Journalisten."

Tilgner hatte der "Berliner Zeitung" vom Donnerstag gesagt, ein hoher deutscher Diplomat habe ihm im vergangenen Jahr in Kabul erklärt: "Sie müssen verstehen, dass Sie abgehört werden." Grund für die Lauschaktion waren laut Tilgner telefonische Kontakte, die er damals zu dem in Afghanistan entführten B. gehabt habe. "Für mich war in diesem Moment klar, dass die Gesetze, die in Deutschland gelten, von deutschen Beamten im Ausland offenbar außer Kraft gesetzt werden", sagte der Journalist.

Er habe in der Angelegenheit aber nicht beim Bundesnachrichtendienst um Aufklärung gebeten. Der BND hat bisher eingeräumt, im Jahr 2006 die E-Mail-Korrespondenz einer "Spiegel"-Reporterin mit einem afghanischen Politiker mitgelesen zu haben. In dieser Affäre kommt das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages am (heutigen) Donnerstag zu einer zweiten Sitzung zusammen. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob und wann BND-Präsident Ernst Uhrlau von dem Fall wusste. Am Mittwoch hatten Mitglieder des Gremiums personelle Konsequenzen gefordert.

Wie die Nachrichtenagentur AFP aus Sicherheitskreisen erfuhr, gab es jedenfalls eine genehmigte Telekommunikationsüberwachung auf das Handy des entführten B. durch den BND. Im Rahmen dieser Überwachung kam es zu einem Mitschnitt eines Gesprächs mit einem afghanischen Journalisten einer Tageszeitung. In dem Telefongespräch las B. die Forderungen seiner Entführer vor und bat darum, diese an seinen Sohn und die deutsche Bundesregierung weiterzugeben. Die Überwachung seines Handys sei im Sinne des Entführten gewesen, hieß es weiter.

Im Juli 2007 wurden die beiden deutschen Ingenieure Rufolf B. und Rüdiger D. in der afghanischen Provinz Wardak entführt. Rüdiger D. wurde in der Geiselhaft nach einem Kreislaufzusammenbruch erschossen. B. sowie vier mit ihm entführte Afghanen wurden am 10. Oktober wieder freigelassen.(APA)