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Die Arbeitslosenzahl sinkt in Deutschland auf 3,4 Millionen Jobsuchende, Wirtschaftsforscher hatten einen deutlich stärkeren Rückgang erwartet.

Foto: AP/Diether Endlicher
Nürnberg - Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im April nicht so stark zurückgegangen wie für die Jahreszeit üblich. Insgesamt registrierte die Bundesagentur für Arbeit (BA) 3,414 Millionen Arbeitslose und damit den geringsten Stand in einem April seit 15 Jahren. Dies waren 94.000 Jobsuchende weniger als im März und um 563.000 weniger als im April vorigen Jahres. Die Arbeitslosenquote sank um 0,3 Punkte auf 8,1 Prozent.

Der Rückgang fiel damit geringer aus als in den Vorjahren. "Dies darf jedoch vorerst nicht als konjunkturelle Abschwächung interpretiert werden", erklärte BA-Chef Frank-Jürgen Weise bei der Vorstellung der Zahlen am Mittwoch. "Die Grundtendenz am Arbeitsmarkt bleibt weiterhin positiv."

Weise nannte für den schwächeren Rückgang als erwartet zwei Gründe. Zum einen sei kaum Winterarbeitslosigkeit aufgebaut worden, so dass im Zuge der Frühjahrsbelebung auch weniger Arbeitslosigkeit abgebaut werden könne. Zudem habe es am Zähltag Computerprobleme gegeben, so dass etwa 15.000 bis 20.000 Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit nicht berücksichtigt wurden. Sie würden erst in der Mai-Statistik ausgewiesen. Im April sei ein deutlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit üblich, weil mit der milden Witterung die Beschäftigung in Außenberufen wie Gastronomie und Bau steigt. Im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre sei ein Rückgang um 183.000 verzeichnet worden.

PC-Pannen

Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen ging die Erwerbslosenzahl um 7.000 auf 3,299 Millionen bei einer Quote von 7,9 Prozent zurück. Experten hatten einen saisonbereinigten Rückgang um 30.000 erwartet. Laut BA läge der tatsächliche Rückgang bei 22.000 bis 27.000, wenn die Computerprobleme berücksichtigt würden.

"Die Arbeitsmarktentwicklung wird weiter von der guten Konjunktur getragen", sagte Weise. "Die Beschäftigung wächst weiter, und die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften bleibt auf hohem Niveau." Im Februar habe es nach Berechnungen der BA 27,15 Millionen sozialabgabenpflichtig Beschäftigte gegeben, 663.000 mehr als ein Jahr zuvor. Über die Hälfte des Zuwachses entfalle auf Vollzeitstellen. Die Erwerbstätigenzahl, die auch Mini-Jobber und Selbstständige erfasst, stieg im März laut Statistischem Bundesamt um 136.000 auf 39,93 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahr waren dies 683.000 Erwerbstätige mehr.

Vorsichtiger Optimismus

Für den Herbst rechnet die BA unverändert damit, dass die Marke von drei Millionen Arbeitslosen unterschritten werden könnte. Für das Gesamtjahr 2008 erwartet die Behörde eine leicht bessere Entwicklung als bisher angenommen. Sie bleibe bei der Annahme einer jahresdurchschnittlichen Arbeitslosenzahl von 3,4 Millionen, sagte Weise. "Es gibt aber Hinweise, dass es einen Tick besser wird."

Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt lässt die BA auch finanziell besser dastehen als erwartet. Ende April lag sie um rund zwei Mrd. Euro besser im Plan als in ihrem Haushalt veranschlagt. Statt eines erwarteten Defizits von 4,5 Mrd. Euro lag die Behörde nur mit 2,5 Mrd. Euro im Minus. Dennoch will die BA ihre Prognose eines Defizits von fünf Mrd. Euro am Jahresende vorerst nicht revidieren. "Wir bleiben bei unserer Planung. Das ist schon eine Aussage", sagte Weise. Die BA will damit offenkundig vermeiden, in der Politik Begehrlichkeiten zu wecken. Aus der CDU war bereits die Forderung nach einer weiteren Beitragssenkung laut geworden.

Der deutsche Bundeswirtschaftsminister Michael Glos wertete die neuen Zahlen als Beleg dafür, dass die wirtschaftliche Entwicklung weiter aufwärtsgerichtet bleibt. Der CSU-Politiker verband dies aber mit einer indirekten Warnung an den Koalitionspartner SPD. "Die aktuelle Beschäftigungsdynamik werden wir nur erhalten, wenn wir Erwirtschaften vor Verteilen setzen", erklärte Glos. "Dies muss unser Leitbild sein, wenn über Mindestlöhne, die Zeitarbeit, Managergehälter, eine Rentenanpassung oder anderes diskutiert und entschieden wird." (APA/Reuters)