Ein Charakterkopf mit ungewöhnlichen Schmuckvorlieben: Husam el Odeh.

Foto: Hersteller

Wer nicht nur Mode, sondern einen ganzen Lifestyle verkaufen will, hat jetzt auch Schmuck im Angebot: Bei Louis Vuitton mimt Rapper Pharrell Williams den Herren der Juwelen. Er soll beim Design des Geschmeides mitgewirkt haben.

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Die Mutter ist Libanesin, der Vater Palästinenser, aufgewachsen ist Husam el Odeh in Deutschland. Zu Hause sprach man wahlweise Französisch, Arabisch oder Deutsch. Seit zehn Jahren lebt der Designer jetzt in London. Was seine stärkste Sprache ist? Da muss der 31-Jährige überlegen. Deutsch, sagt er, aber so ganz sicher ist er sich nicht.

Ein Gespräch mit Husam el Odeh ist ein Eintauchen in die ungewöhnlichsten Verbindungen - nicht nur, was seinen persönlichen Hintergrund betrifft. Er kombiniert Perlen mit Kämmen, Ringe mit Ketten oder Leder mit Plexiglas. "Ich benutze alles, was nicht niet- und nagelfest ist." Damit hat er es in seiner kurzen Designerlaufbahn schon weit gebracht. Im Umfeld der Londoner Modeszene ist der Designer zu einer der vielversprechendsten jungen Kräfte aufgestiegen. Jetzt ist ihm von einer internationalen Jury der Wiener Schmuckpreis "so fresh. the jewellery award by Pierre Lang" zuerkannt worden. Dabei hatte el Odeh ursprünglich einen ganz anderen Weg eingeschlagen.

Dreidimensionaler menschlicher Körper

"Ich komme aus dem zweidimensionalen Bereich", erklärt der Designer, und was er damit meint, das klärt ein Blick auf seinen Lebenslauf. Ende der Neunziger studierte el Odeh zuerst an der Zeichenklasse der UDK in Berlin, später wechselte er nach London an das Chelsea College of Arts. Die Zeichnungen von Dürer und Schiele haben es ihm angetan, vor allem ihre Körperskizzen. "Für meine Professoren war es ein Problem, dass ich so gut zeichnen kann." Geschadet hat es el Odeh nicht. Auch heute noch macht er Illustrationen. Hauptsächlich beschäftigt er sich aber mit dem dreidimensionalen menschlichen Körper.

Der Schlüssel zu diesem Richtungswechsel war die Mode. Sie hat in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Schmuckdesignern angezogen, die sich außerhalb der selbst auferlegten Grenzen des Genres bewegen wollen. Unter ihnen auch zwei Österreicher: Florian Ladstätter und Andreas Eberharter. Mit ihnen hat Husam el Odeh einiges gemein. Auch er misstraut dem herkömmlichen Vertriebsweg über Galerien, auch er beschreitet Wege, die bisher hauptsächlich der Mode vorbehalten waren.

Vorliebe für Kontraste

"Mode", sagt er, "ist der ideale Kontext für meine Arbeiten." Sie ist schnell, offen für Experimente und bietet viel Öffentlichkeit. El Odehs Einstieg in die Londoner Szene lief über den austro-griechischen Designer Marios Schwab. Mit ihm arbeitete er an mehreren Kollektionen. Während dieser Zeit verschärfte sich auch sein eigener Zugriff auf Design: die Vorliebe für Kontraste, für Dinge, die im Schmuckbereich sonst kaum vorkommen, für sein Lieblingsmaterial Metall. "Auf den ersten Blick machen meine Schmuckgegenstände vielleicht einen konzeptionellen Eindruck, aber das täuscht." El Odeh intellektualisiert seine Entwürfe nicht, schaut etwas gut aus, dann ist das Zweck genug.

Der Massenmarkt interessiert den Designer trotzdem nur bedingt. Für die britische Modekette Topshop fertigte er eine Kapselkollektion (Auflage: 30.000 Stück), seine eigenen (sehr erschwinglichen) Kreationen sind durch die Bank auf 200 Stück limitiert. "Ich will meine Kollektionen klein und persönlich halten." Bis jetzt ist ihm das gelungen. (hil/Der Standard/rondo/16/05/2008)