Rosemarie Trockel: "less sauvage than others", 2007.

Foto: Sprüth, Magers / Georg Kargl
Mitte der 80er-Jahre setzte Rosemarie Trockel dem männlich dominierten Kunstbetrieb ihre Strickobjekte und Herdbilder entgegen. Bei Georg Kargl präsentiert sie nun Collagen und Objekte, mit denen sie wieder andere Parameter der Kunst irritiert.

Rosemarie Trockel tut so, als ob ihr die Galerie Kargl zu groß wär: Im Untergeschoß der Galerie ist ein Teil des Hauptraums mit einem weißen Zaun abgesperrt. Die Wände dahinter sind leer, während man davor an ihren unförmigen Keramikobjekten vorbeikommt, die sie gemeinsam mit Collagen präsentiert. Angesichts der Tatsache, dass Trockel über ein ebenso vielfältiges wie umfassendes Oeuvre verfügt, leistet sie sich mit der leeren Fläche einen Luxus, der den Wert des Raumes thematisiert.

In der Schau stellt Trockel aber auch den Wert des Kunstwerks infrage: Ihre neuen Keramikobjekte sind unförmige Gebilde, die zwischen archaischen Kultgegenständen und undefinierbaren Brocken changieren. Sie hängen an der Wand oder stehen auf dem Boden und geben den Besuchern mit Titeln wie "Kiss my Aura" oder "Thank god for toilet paper" weniger hehre als ironische Interpretationsmöglichkeiten zur Hand. Neben metallisch glänzenden, abstrakten Objekten trifft man auf naive Nachbildungen von Tieren, hinter denen sich wohl zu gleichen Teilen die Trockel'sche Produktionsfreude wie Verweigerungshaltung verbirgt.

Dass die Formgebungsversuche der Künstlerin auch höchst avanciert ausfallen können, zeigt sie ebenso: Zu sehen sind ihre Collagen, in die sie Ausschnitte von Fotografien, Stücke von Wollpullovern, Gemaltes oder Handschriftliches eingearbeitet hat. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.5.2008)