Zoran Jankovic schmiedet seit fast 30 Jahren.

Foto: derStandard.at/Mark

Die Werkstatt in der Krieau.

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Mit seiner mobilen Werkstatt fährt Jankovic zu den Fiakern.

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Die Eisen bezieht er von einem Großhändler.

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In der Krieau sind nur noch rund 150 Pferde untergebracht.

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Die Trabrennbahn existiert seit 130 Jahren.

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Zoran Jankovic ist der einzige Hufschmied in der Krieau. Und eine "Institution", wie ein Pferdebesitzer respektvoll sagt. Schließlich ist Jankovic beinahe jeden Tag auf der Trabrennbahn zu finden. Zumeist in seiner Funktion als Hufschmied vom Dienst, manchmal auch als einfacher Besucher, der bei den Rennen "seinen" Pferden die Daumen drückt.

Die "Ross'", wie der 43-Jährige zu sagen pflegt, werden aber in der Krieau immer weniger: "Vor einigen Jahren waren es noch 600 und fünf bis sechs Schmiede. Jetzt bin ich alleine und habe trotzdem nicht genug Arbeit", bedauert Jankovic, der in der Krieau für die Hufe von rund 150 Pferden zuständig ist. Damit sich der Ein-Mann-Betrieb über Wasser halten kann, betreut er auch noch ein paar Fiakerunternehmen in Wien und Umgebung.

"Ohne Geld keine Musik"

Die Hoffung, dass auf der Trabrennbahn wieder einmal mehr los sein wird, hat Jankovic schon aufgegeben. "Die Sponsoren bleiben aus, die Rennpresse wird weniger und die Erhaltung der Pferde immer teurer", beschreibt er den Teufelskreis. Ein Pferdebesitzer müsse für einen Gaul, der um den Sieg mitlaufen kann, "1200 bis 1400 Euro pro Monat" hinblättern. "Trainingsgeld, Unterbringung, Tierarzt und Schmied" seien die Kostentreiber, wobei der letzte Posten wohl am wenigsten zu Buche schlägt. Die Rechnung könne einfach nicht aufgehen und "ohne Geld keine Musik". Der Gewinner eines Rennens bekomme nur um die 700 bis 800 Euro, berichtet er.

Nur die Zuchtrennen, wo die besten Zwei-, Drei-, Vier-Jährigen etc. zum Einsatz kommen, seien höher dotiert. "Aber da gewinnen immer die gleichen Pferde", meint Jankovic, da es stets ein Ross gebe, das in seiner Altersklasse allen anderen überlegen sei. Ein Pferdebesitzer müsse "mindestens vier bis fünf" Tiere trainieren, damit ein "Siegläufer" dabei ist, so Jankovic. Wenn nicht bei vielen eine ordentliche Portion Idealismus im Spiel wäre, würde es in der traditionsreichen Krieau noch trister ausschauen. Die Trabrennbahn existiert seit 1878. Die Rennen finden normalerweise im Wochenrhythmus statt. Außer Prestige und Ehre gibt es für die meisten Pferdebesitzer nicht viel zu gewinnen.

"Familientradition"

Das Schmieden sei eine Art "Familientradition", sagt Jankovic, der mit dem Handwerk zum ersten Mal mit 14 Jahren in Berührung gekommen ist: "Sowohl der Bruder meines Vaters als auch der Bruder meiner Mutter waren Schmied." Seinen Job sieht er nicht unbedingt als Berufung: "Damals in Jugoslawien war es schwer, eine Lehrstelle zu finden. Es war keine andere Arbeit da", erzählt der gebürtige Serbe, der seit Anfang der 90er Jahre in Österreich lebt. Jankovic hat in der Nähe von Belgrad seine Ausbildung als Schlosser, Schmied, Landmaschinenmechaniker absolviert. Ursprünglich wollte er Mechaniker werden, doch wegen der "Familientradition" sei er dann in diesem Metier gelandet.

Nach Österreich ist der 43-Jährige vor 18 Jahren "zufällig" gekommen. Eigentlich wollte er damals nur seine Schwester und seinen Schwager besuchen, die schon hier gelebt haben. Dabei hat er dann in der Krieau seinen zukünftigen Chef kennen gelernt: "Er hat mich gefragt, ob ich für ihn arbeiten möchte. Deswegen bin ich dann hier geblieben. Zum Glück." 1991 ist der Bürgerkrieg in Jugoslawien ausgebrochen.

Seit 1997 selbstständig

Jankovic hat sich vor elf Jahren selbstständig gemacht. Nur für kurze Zeit hatte er einmal einen Angestellten: "Da habe ich aber im Endeffekt nicht mehr verdient, als wenn ich alleine gearbeitet hätte." Das Geschäft reiche einfach nicht für zwei Leute. Die Lohnnebenkosten seien viel zu hoch, klagt er und führt auch das "Verletzungsrisiko" ins Treffen. Ein "Gespür" für Pferde habe eben nicht jeder. Das sei aber natürlich eine Voraussetzung, um diesen Beruf ausüben zu können.

Dieses "Gespür" begleitet Jankovic seit vielen Jahren. Passiert ist ihm deswegen noch nie etwas. "Aufpassen" müsse man schon, meint er, da die Pferde "kitzlich" sind. Wenn man sie an einer solchen Stelle angreift, können sie schon ausschlagen. Mittlerweile gebe es aber nur mehr sehr wenige "schwarze Schafe" unter den Pferden. "Es kann schon vorkommen, dass ein Pferd auch nach 20 Jahren noch nicht ruhig ist beim Beschlagen." Das sei aber heutzutage eine Seltenheit, da sich die Leute "mehr mit den Tieren beschäftigen als noch vor einigen Jahren". Im Schnitt setze sich "jedes hundertste Pferd" so zur Wehr, dass es überhaupt nicht beschlagen werden kann, berichtet der Routinier.

Eine Frage des Vertrauens

"Fünf bis sechs" Fiaker-Betriebe zählen zur fixen Kundschaft von Jankovic, ohne die er nicht über die Runden kommen würde. Eine stetige Einnahmequelle: "Man wechselt den Schmied normalerweise nicht, da auch eine Portion Vertrauen dazugehört." Jankovic fährt mit dem Auto, seiner mobilen Werkstatt, zu den Fiakern nach Hause, um die Hufeisen zu wechseln. "Wenn man das an einem anderen Platz macht, dann stehen die Pferde nicht so brav", meint der Schmied, der die Hufeisen zuvor in seiner Werkstatt im zweiten Wiener Gemeindebezirk präpariert. Damit die Eisen biegsam werden, hat Jankovic einen kleinen Gasofen im Auto. Nach dem Erhitzen könnten die Eisen dann an die Beschaffenheit der Hufe angepasst werden.

Wie oft müssen die Hufeisen ausgetauscht werden? "Bei den Fiaker-Pferden so alle sechs bis acht Wochen. Bei den Trabern muss man sie alle vier bis fünf Wochen wechseln, je nach Material." Jankovic bedauert die Fiaker-Unternehmen, die nur im Sommer ein "gutes Geschäft" machen. Prinzipiell sei es üblich, dass die Fiakerpferde "einen Tag gehen und dann einen Tag pausieren". Müssten sie jeden Tag ihre Runden am Ring ziehen, würden die Pferde keine ganze Saison durchhalten, so Jankovic.

100 Euro fürs Beschlagen

Das Beschlagen eines ganzen Pferdes nehme ca. eine Stunde in Anspruch und koste je nach Material der Eisen rund 100 Euro. In dieser Branche sei es üblich, einen Pauschalpreis zu verrechnen. Falls das Pferd einen Hufriss hat, es was zum Kleben oder Schrauben gibt, dann können schon Kosten um die 180 Euro anfallen, erzählt Jankovic, der seine Eisen bei einem Großhändler ordert. Die Eisen selbst anzufertigen, würde viel zu teuer kommen.

Mit akutem Personalmangel sei seine Branche noch nicht konfrontier. Die Ausbildung zum Hufschmied kann zum Beispiel auf der tierärztlichen Hochschule in Wien absolviert werden. Die Hochschule genieße internationales Renommee: "Viele kommen extra aus Ungarn, Deutschland oder sogar den USA, um hier ausgebildet zu werden." Neben den handwerklichen Fähigkeiten werden vor allem veterinärmedizinische Kenntnisse vermittelt. Wer dort seine Meisterprüfung mache, könne sich schon selbstständig machen. Kostenpunkt? "Rund 3.000 bis 4.000 Euro", so der Hufschmied.

Vier Eisen als Teil des Erfolges

Früher hat Jankovic in der Krieau auch an den Renntagen gearbeitet. Wenn ein Pferd vor dem Start Probleme gehabt hat, dann war er zur Stelle. Diese Dienste sind aber den Einsparungen zum Opfer gefallen. Bei den "wichtigen Trabrennen" ist er aber immer noch vor Ort. Um "kleine Beträge" auf "seine Ross'" zu wetten. "Freude und Stolz" empfindet Jankovic, wenn ein von ihm beschlagenes Pferd als erstes über die Ziellinie trabt: "Es ist schön, wenn ich dann mit ihnen mitfeiern kann." (Oliver Mark; derStandard.at, 18.5.2008)