Klosterneuburg - Drei brisante Diskussionsrunden sind am Sonntag im Rahmen der vor wenigen Tagen eröffneten Ausstellung "Overlapping Voices - Israeli and Palestinian Artists" in Klosterneuburg auf dem Programm gestanden. Die Sammlung Essl hatte in Zusammenarbeit mit der Tageszeitung "Die Presse" zu einem Symposium geladen.

Zunächst standen die Herausforderungen bei der Realisierung der Ausstellung auf dem Tapet. Die Vernissage habe laut Sammler Karlheinz Essl nur "zufällig" ausgerechnet am 60. Jahrestag der Gründung Israels stattgefunden. "Ich bin bis jetzt nicht sicher, ob es möglich ist, gerade hier in Österreich diese Fragen zu behandeln", meinte Karin Schneider, eine der Kuratorinnen. Und auch der israelische Co-Kurator Tal Adler meldete Zweifel an: Der Untertitel der Schau sei missverständlich, da palästinensische Kunst nur insofern vertreten sei, als sie von in Israel lebenden Palästinensern stamme.

Kunst könne politische Konflikte zwar nicht lösen, aber Mut machen

Dem pflichtete die Sängerin und Co-Kuratorin Amal Murkus bei: "Können Sie einen Künstler herbringen, der in Gaza lebt? Er wird kein Visum erhalten!" Sie unterstütze zwar den Dialog, verstehe aber auch Künstler in von Israel besetzten Gebieten, die diesen Dialog ablehnten. Kunst könne politische Konflikte zwar nicht lösen, aber Mut machen, so Murkus.

"Homeland / Heimat"

Um den Themenbereich "Homeland / Heimat" ging es anschließend. Der Historiker Adel Manna (Center for the Study of Arab Society in Israel, Van Leer Jerusalem Institute) betonte, dass über das Schicksal der 1,2 Millionen in Israel seit 1948 als "Fremde im eigenen Land" lebenden Palästinenser in Europa wenig bekannt sei. Als Nichtjude habe man in Israel eine Menge Probleme, berichtete Manna, die Demokratie gelte nur für Juden. Gewalt sei auch nicht das Problem, sondern ein Symptom des Problems. Er selbst sei wegen Teilnahme an Demonstrationen fünfmal eingesperrt worden, so Manna, ohne jemals "einen einzigen Stein geworfen" zu haben.

Der israelische Filmemacher Nissim Mossek sorgte mit der Empfehlung, für einen gemeinsamen Neustart "die Geschichte zu vergessen", für Erstaunen. "Das ausgerechnet von jüdischer Seite, die nichts vergisst", konterte Manna. In der abschließenden Runde über arabisch-jüdischen Feminismus setzte die palästinensische Schriftstellerin Viola Raheb auf Sozialisierung, Erziehung und Bildung und fand das passende Schlusswort in einem indianischen Zitat: "You can kill people, but you can not kill their culture." (APA)