Acht Varianten standen zur Auswahl – und wenig überraschend pickte sich jeder sogleich jenen Vorschlag heraus, der den eigenen Einflussbereich vergrößert. Bis 2013 soll die BahnhofCity am Wiedner Gürtel fertig sein. Darüber, zu welchem Bezirk der neue Stadtteil gehören soll, muss man sich aber erst noch einigen.

Bisher grenzten die Gebäude des Südbahnhofs Wieden von Favoriten ab. Bleiben die Bezirksgrenzen dort wo sie jetzt sind, verlaufen sie künftig allerdings quer durch die Büro-Neubauten. "Es ist schon ein bisserl problematisch, wenn die eine Hälfte eines Gebäudes zu einem anderen Bezirk gehört als die andere", sagt Franz Jerabek, Büroleiter der roten Vorstehung im 10. Bezirk. Den Favoritnern wäre es am liebsten, wenn man die Bezirksgrenze in Richtung Gürtel verschieben würde. Das gesamte neue Hauptbahnhof-Areal würde dann zum 10. Bezirk gehören.

Zuggleise als Grenze

Susanne Reichard (VP), Bezirksvorsteherin in Wieden, kann allerdings einer anderen der acht Varianten, die die MA 41 (Stadtvermessung) für die neue Grenzziehung ausgearbeitetet hat, wesentlich mehr abgewinnen. Sie will, dass künftig die Zuggleise den Vierten vom Zehnten trennen. "Sie stellen eine wesentlich größere Barriere dar als der Gürtel", sagt die schwarze Bezirkschefin. "Außerdem sind wir bezüglich Verkehr am meisten betroffen. Warum sollten wir da auf unser Mitspracherecht verzichten?"

Trotz der einigermaßen verhärteten Fronten will niemand von einem Streit sprechen. Man werde sich an einen Tisch setzen und eine Lösung finden, sagt Reichard. Jerabek wünscht sich ein Machtwort von Planungsstadtrat Rudi Schicker (SP). In dessen Büro winkt man allerdings ab: "Eine Änderung der Grenzziehung ist nur möglich, wenn sich die betroffenen Bezirke auf einen Kompromiss einigen", sagt Schicker-Sprecherin Vera Layr. "Andernfalls bleibt alles beim Alten." (Martina Stemmer/DER STANDARD-Printausgabe, 20.5.2008)