Einen Tag Frieden, scheinbar eine Utopie. "1999 wollte ich einen Film über einen Tag Frieden machen, da habe ich bemerkt, dass es das gar nicht gibt", sagte Jeremy Gilley nach der Vorführung. Der junge Filmemacher gründete die Organisation "Peace One Day" und erklärte den 21. September zum Friedenstag, denn "21" war die Lieblingszahl von Gilleys Großvater, der Kriegsgefangener war. Im Jahr 2001 stieg die UNO in sein Projekt mit ein.
Zelebriert hat Gilley den Tag des Friedens das erste Mal im Londoner Theater mit wenigen Menschen. "Völlig unbeachtet von den Medien", gab der Filmemacher zu. Entschlossen, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, tingelte er um die Welt, um Menschen für seine Sache zu gewinnen. Dafür begab er sich auf Recherche und dokumentierte seine Reise in die wenig friedlichen Orte der Welt mit einer Kamera.
Unter den Unterstützern finden sich beispielsweise Angelina Jolie, die in Cannes zwei Filme vorstellt, und die Sängerin Annie Lennox. "Wo auch immer sich die Möglichkeit auftat, sind wir hin", sagte Gilley im Gespräch mit den Kinogästen. Auf diesen Reisen trifft Gilley den Dalai Lama und den ehemaligen UN-Sekretär Kofi Annan. Sogar den Getränkekonzern Coca Cola konnte er zur finanziellen Unterstützung überreden, mit einigen Gewissenskonflikten.
Die gefährlichste Reise führte nach Afghanistan. Mit dabei war der britische Schauspielstar Jude Law. "Ich hab das zuvor mit meiner Familie abgeklärt und wir hatten einen speziellen UN-Sicherheitskurs gemacht", erzählte Law. "Allerdings habe ich nicht besonders gut für die Reise gepackt. Nur Jeans." Auf dem Programm standen allerdings auch offizielle Termine mit Staatsmännern, für die Anzüge nötig waren. "Und glauben Sie mir, es ist verdammt schwer, in Kabul einen Anzug zu kaufen", scherzte ein gut gelaunter Schauspieler. Die Menschen würden versuchen ein normales Leben weiter zu führen. "Die Medien berichten nur über Tod und Mord. Ich habe kleine Mädchen gesehen, die an einem Tag mit Mord und Tod umgehen müssen und am anderen Tag wieder in die Schule gehen, weil sie Ärztinnen werden wollen", zeigte sich Jude Law in Cannes beeindruckt von der Lebenseinstellung der Menschen im zerrütteten Afghanistan.