Am Ende der Feldkircher Marktpassage setzt Balázs Kicsiny seine "Dauerhafte Landung" durch das Spiel mit dem archäologischen sowie sakralen Raum in der Johanniterkirche gekonnt in Szene.

Foto: Kicsiny

Ein wandlungsfähiger Raum ist die Johanniterkirche. In dem für Gegenwartskunst genutzten Gebäude verbinden sich eine archäologische Ausgrabung und Reste des sakralen Innenraums zur reizvollen Substanz für Installationen. Kuratiert ist das Projekt von Eva Jakob, mehrfach gab es Kooperationen mit dem Kunsthaus Bregenz, so gestalteten schon Jenny Holzer oder Michael Craig-Martin den Raum. Der gibt sich manchmal strahlend, manchmal dunkel, wie auch beim ungarischen Biennale-Teilnehmer Balázs Kicsiny. Eine seiner Venedig-Arbeiten hat der Londonbewohner für Feldkirch nachjustiert als Dauerhafte Landung: Auf das Deckenfresko mit dem zeitlosen Idyll der heiligen Familie projiziert Kicsiny ein sich drehendes Ziffernblatt mit römischen Zahlen und zwölf Frauengestalten. Gegen den Uhrzeigersinn kriecht ein Mann - immer, wenn er eine Frau passiert, ertönt zum konstanten Summ-und-Surr-Geräusch ein Hammerschlag: Das Ganze ist eine Schuhmacherszenerie. Assoziationen zum Ewigen Juden, von dem die Legende sagt, er sei Schuster, liegen nah.

Im Boden postiert Kicsinys vierdimensionale Erzählung Figuren in Lebensgröße. Sie sind authentisch als Fluglotsen ausgestattet, überm Kopf tragen sie einen Bienenkorb. In den Tagen des Feldkirch Festival zieht es viele in den immer wieder überraschenden Ort. Es wird gestaunt, ein Knirps und sein erwachsener Begleiter besprechen, was man sieht. "Und was bedütat des?" wagt sich der Kleine schließlich vor. Da ist der Große überfragt. (pen / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.5.2008)