Wien - Rund 5.000 internationale Experten beraten derzeit auf einer UNO-Konferenz in Bonn, wie dem bedrohlichen weltweiten Artensterben in Pflanzen- und Tierwelt begegnet werden kann.

Ein Team Wiener Studenten leistet jetzt schon einen Beitrag zur Lösung dieses Problems. Stefan Braito, Alexander Duggleby, Christian Liensberger und Marlies Oeltze, Studierende der Universität für Bodenkultur (Boku), der Wirtschaftsuniversität (WU) und der Technischen Universität (TU) Wien, arbeiten an der Entwicklung eines innovativen Artenschutz-Informationssystems.

Mit ihrem Projekt BioMatch qualifizierten sich die jungen Wissenschafter für das Finale des weltweiten Microsoft Imagine Cup, eine jährlich stattfindende IT-Weltmeisterschaft, die heuer unter dem Thema Umweltschutz steht.

Im Zentrum eine Datenbank

Kern von BioMatch ist eine Datenbank mit derzeit rund 2000 Pflanzenarten. Pro Pflanze werden darin rund 300 Attribute festgehalten, wie sich diese an den jeweiligen Standorten unter gegebenen Umweltbedingungen verhält. Vergleichend kann so festgestellt werden, welche Pflanzen zueinander kompatibel sind oder einander verdrängen. Das Ergebnis kann dann bei Naturschutzprogrammen für die (Wieder-)Ansiedlung einzelner Spezies eingesetzt werden.

Bis zum Imagine-Cup-Finale Anfang Juli in Paris hat das Team noch viel vor: Einerseits soll die Datenbank auf 10.000 Pflanzen ausgebaut werden, andererseits noch eine Simulationsmöglichkeit verwirklicht werden. Diese zeigt, was in einem bestimmten Zeitraum passiert, wenn eine Pflanze in einer konkreten Region gepflanzt wird. Künftig sollen auch Tierarten in die Datenbank eingepflegt werden können.

Interdisziplinärer Ansatz

Eine Besonderheit des österreichischen Siegerprojekts ist der interdisziplinäre Ansatz: Die Studenten von der Boku bringen ihr Wissen über Natur- und Artenschutz ein, die TU- und WU-Kollegen sorgen für die informationstechnologische Aufbereitung.

Kennengelernt haben sich die vier Studenten in einem Online-Wissenschaftsforum. Gearbeitet daran wird neben dem Studium in der "Freizeit", erzählen sie im Standard-Gespräch. Natürlich würden sie sich über das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro sehr freuen. Doch bereits jetzt hätten sie durch den gegenseitigen Wissensaustausch schon viel voneinander profitiert.

Imagine Cup

Am Imagine Cup, der heuer zum sechsten Mal stattfindet, haben in Österreich insgesamt rund 150 Studenten teilgenommen. Weltweit bewerben sich jährlich rund 100.000 junge Menschen aus 100 Ländern. Die Österreicher werden sich vom 3. bis 8. Juli in Paris mit 50 Teams aus aller Welt matchen. Weitere österreichische Teilnehmer haben noch in anderen Disziplinen Chancen, in die Endrunde zu kommen. 2007 haben die Studentinnen Verena Lugmayr und Claudia Oster von der FH Hagenberg in Seoul den ersten Platz bei "Interface Design" gewonnen. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.5.2008)