Araburg bei Kaumberg.

Foto: Österreich Werbung / Trumler
Grafik: DER STANDARD
Eine von Kaumberg im Triestingtal ausgehende, über die Araburg führende Runde entpuppte sich vor einiger Zeit als eine Perlenkette von radiästhetisch wirksamen Plätzen, weshalb am 26. Oktober des Vorjahres die Gemeinde den "1. Europäischen Heil- und Energieweg" eröffnet hat. An hundert, mit Infotafeln versehenen Stellen erfährt der Besucher, wie er gesund werden oder bleiben kann und böser Strahlung bzw. Energie entgeht.

Da gibt es einen Platz, wo Bettnässer mit rascher Heilung rechnen dürfen oder Bosnigl ihre schlechten Gedanken vertreiben können. In der Araburg findet sich ein Ort, an dem "orangene Energie" die Testikeln zu höherer Aktivität anregt, gleich daneben wird der Hundefeind zum Freund der Vierbeiner. Man erfährt, wo und wie der Dünndarmmeridian auf Trab zu bringen ist, wo die Fruchtbarkeit zunimmt, die Beredsamkeit erhöht oder die Arbeitsunlust zum Verschwinden gebracht werden kann. Die Tafeln informieren, dass es keine unheilbaren Krankheiten, wohl aber unheilbare Menschen gibt, und dass bis zum Jahre 2001 unsere Banknoten und Münzen energetisch positiv waren, seither aber – also mit Einführung des Euro – negativ wirken; was erstaunlicherweise Euro-Kritikern bisher entgangen ist.

Die Vorschläge seien gewissenhaft radiästhetisch vermessen und erarbeitet worden, heißt es in einem Prospekt, sie ersetzen aber nicht den Arzt, weshalb keine Haftung übernommen werden könne.

Vergeblich sucht man nach einem Platz, wo Strahlen und Energien – vielleicht rosafarben? – die Dummheit bekämpfen. Was nicht überrascht, denn gegen diese ist kein Kraut gewachsen, verkündet schon der Volksmund, die alten Griechen wussten, dass selbst die Götter vergebens gegen die Dummheit kämpften.

Die mit esoterischem Wissen vollgepfropfte und das Gemüt erhellende Runde führt durch eine reizvolle Voralpenlandschaft und weist keinerlei Schwierigkeiten auf. Die Besteigung des Turms der Araburg sollte man wegen der herrlichen Rundsicht keinesfalls auslassen. Mit den angegebenen Gehzeiten findet man wohl nicht das Auslangen, denn die Infotafeln wollen studiert sein. Vielleicht probiert man auch die eine oder andere Energie aus, sei sie nun "orange, blau oder violett".

Die Route: Vom Marktplatz in Kaumberg steigt man zur Kirche auf und folgt der grünen Markierung zu einem Parkplatz, wo ein relativ steiler Anstieg zur Araburg beginnt. Gehzeit: etwa 1¼ Stunden. Nun folgt man der roten Markierung, wendet sich später nach rechts, um zum Kollmannhof und zum Brennhof zu wandern. Bald darauf geht es scharf nach rechts, man erreicht eine gelbe Markierung, die nach Kaumberg zurückführt. Gehzeit ab der Araburg: 1¾ h. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/24./25.5.2008)