Seit Montag vergangener Woche beraten in Bonn rund 6.000 Delegierte über den weltweiten Schutz der Artenvielfalt. Geplant ist unter anderem ein globales Netz von Schutzgebieten, das bis 2010 vor allem zum Schutz der Wälder aufgebaut werden soll. Experten schätzen den Finanzbedarf dafür auf insgesamt 20 bis 30 Milliarden Euro jährlich. Merkel verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Klimaschutz, da die Entwaldung zu 20 Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß beitrage - mehr als die globalen Verkehrsemissionen insgesamt.
Thema Biosprit
Merkel verteidigte in ihrer Rede auch die geplante stärkere Nutzung von Bioenergie. Es dürften dafür jedoch weder Wälder gerodet werden noch andere negative Auswirkungen entstehen. Die Debatte über Kriterien für die nachhaltige Erzeugung von Biomasse ist einer der Streitpunkte der UN-Konferenz.
"Entwaldung ist eine der Hauptursachen für den Artenschwund" und trage zugleich massiv zur weltweiten Erwärmung bei, sagte in Bonn auch EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso. Er bekannte sich trotz der Kritik von Umweltschützern zu Biosprit als Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. Der Anbau von Pflanzen für die Herstellung von Biosprit müsse aber nachhaltig sein, sagte Barroso am Mittwoch bei der UN-Naturschutzkonferenz in Bonn.
"Biokraftstoffe dürfen nicht Teil des Problems sein, sondern sie können und müssen Teil der Lösung sein", sagte Barroso. Das Ausmaß, in dem die biologische Vielfalt verloren gehe, sei alarmierend. "Die Zeit ist gekommen, unsere Anstrengungen zu vervielfachen." Der Schutz von Klima und biologischer Vielfalt gehörten zusammen. Finanzielle Zusagen der EU machte Barroso nicht.
Thema Biopiraterie
Der deutsche Umweltminister und Vorsitzende der Konferenz, Sigmar Gabriel, rief in seiner Rede dazu auf, den Schutz der Artenvielfalt und wirtschaftliche Entwicklung zusammenzubringen. Die biologische Vielfalt sei "ein Schatz", über den viele Länder verfügen, aber "sie müssen dafür auch Zinsen bekommen". In der Nacht zum Mittwoch sei ein konkretes Verhandlungsmandat vereinbart worden, auf dessen Grundlage nun bis 2010 ein Abkommen über einen gerechten Vorteilsausgleich für die Nutzung genetischer Ressourcen geschlossen werden solle. "Wir haben einen konkreten Text und einen konkreten Fahrplan", sagte Gabriel. Auf ein solches Abkommen über ein "Access-and-Benefit-Sharing" (ABS) dringen vor allem Schwellen- und Entwicklungsländer, die damit einen besseren Schutz vor "Biopiraterie" durch Unternehmen aus Industriestaaten erreichen wollen.