Berlin - Mit zusätzlich einer halben Milliarde Euro jährlich will Deutschland den globalen Schutz vor allem der tropischen Regenwälder voranbringen: Das kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch auf der UN-Konferenz zum Schutz der Artenvielfalt in Bonn an. Konkret sollen von 2009 bis 2012 insgesamt 500 Millionen Euro und ab 2013 dann jährlich diese Summe bereitgestellt werden, um das Abholzen der Wälder zu stoppen. "Wir brauchen eine Trendwende beim Artenschutz", verlangte die Kanzlerin. Ihre Ankündigung zusätzlicher Milliardenhilfen für den Waldschutz wurde von den Vertretern der mehr als 190 Staaten mit großen Beifall quittiert. Bereits im Vorfeld der Konferenz hatte auch Norwegen eine halbe Milliarde Euro für den Waldschutz angeboten.

Seit Montag vergangener Woche beraten in Bonn rund 6.000 Delegierte über den weltweiten Schutz der Artenvielfalt. Geplant ist unter anderem ein globales Netz von Schutzgebieten, das bis 2010 vor allem zum Schutz der Wälder aufgebaut werden soll. Experten schätzen den Finanzbedarf dafür auf insgesamt 20 bis 30 Milliarden Euro jährlich. Merkel verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Klimaschutz, da die Entwaldung zu 20 Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß beitrage - mehr als die globalen Verkehrsemissionen insgesamt.

Thema Biosprit

Merkel verteidigte in ihrer Rede auch die geplante stärkere Nutzung von Bioenergie. Es dürften dafür jedoch weder Wälder gerodet werden noch andere negative Auswirkungen entstehen. Die Debatte über Kriterien für die nachhaltige Erzeugung von Biomasse ist einer der Streitpunkte der UN-Konferenz.

"Entwaldung ist eine der Hauptursachen für den Artenschwund" und trage zugleich massiv zur weltweiten Erwärmung bei, sagte in Bonn auch EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso. Er bekannte sich trotz der Kritik von Umweltschützern zu Biosprit als Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. Der Anbau von Pflanzen für die Herstellung von Biosprit müsse aber nachhaltig sein, sagte Barroso am Mittwoch bei der UN-Naturschutzkonferenz in Bonn.

"Biokraftstoffe dürfen nicht Teil des Problems sein, sondern sie können und müssen Teil der Lösung sein", sagte Barroso. Das Ausmaß, in dem die biologische Vielfalt verloren gehe, sei alarmierend. "Die Zeit ist gekommen, unsere Anstrengungen zu vervielfachen." Der Schutz von Klima und biologischer Vielfalt gehörten zusammen. Finanzielle Zusagen der EU machte Barroso nicht.

Thema Biopiraterie

Der deutsche Umweltminister und Vorsitzende der Konferenz, Sigmar Gabriel, rief in seiner Rede dazu auf, den Schutz der Artenvielfalt und wirtschaftliche Entwicklung zusammenzubringen. Die biologische Vielfalt sei "ein Schatz", über den viele Länder verfügen, aber "sie müssen dafür auch Zinsen bekommen". In der Nacht zum Mittwoch sei ein konkretes Verhandlungsmandat vereinbart worden, auf dessen Grundlage nun bis 2010 ein Abkommen über einen gerechten Vorteilsausgleich für die Nutzung genetischer Ressourcen geschlossen werden solle. "Wir haben einen konkreten Text und einen konkreten Fahrplan", sagte Gabriel. Auf ein solches Abkommen über ein "Access-and-Benefit-Sharing" (ABS) dringen vor allem Schwellen- und Entwicklungsländer, die damit einen besseren Schutz vor "Biopiraterie" durch Unternehmen aus Industriestaaten erreichen wollen.

Die erreichte Vereinbarung werde dazu beitragen, "das Vertrauen zwischen den unterschiedlichen Vertragsparteien zu stärken", sagte Gabriel. Es sei unfair, zum Beispiel aus genetischen Ressourcen der Entwicklungsländer Medikamente herzustellen, "ohne einen fairen Ausgleich dafür zu organisieren". "Wir brauchen verbindliche Abkommen", sagte dazu auch Merkel. Sie hob hervor, der Schutz der Artenvielfalt sei "nicht nur eine Frage der Moral, sie ist auch ein ökonomischer Faktor". Daher müssten auch die Herkunftsländer genetischer Ressourcen an den Vorteilen beteiligt werden. Als ein Mittel dazu nannte Merkel internationale Zertifikate, die den legalen Erwerb von Ressourcen bestätigen. (APA)