Adel Abdessemed "Mehr Licht", 2008, Neon-Installation an der Decke.

Foto: Galerie König
Neben der Neon-Installation hat er mit "Orient for Global Bordelo" eine weitere ortsspezifische Arbeit verwirklicht. Zu Adel Abdessemeds "Mehr Licht", in Form von Gehirnwindungen an der Decke des ohnehin lichtdurchfluteten Raumes installiert, assoziiert man rasch die bekannte Anti-Rassismus-Werbung mit den vier verschieden großen Gehirnen oder auch die Farbe der österreichischen Partei, für die ein "Mehr" an Licht und damit verbundener Klarsicht und Aufklärung ebenfalls wünschenswert wäre.

In seinen Arbeiten reflektiert Abdessemed allerdings weniger die eigene Exilgeschichte als vielmehr universelle Missstände, Moralbegriffe oder Tabus. Ein Werk geht auf einen Besuch des Künstlers bei König zurück, die damals gerade Jimmie Durham präsentierte. Weil dieser im Hotel Orient wohnte, wo es laut Durham sehr "intellektuelle Mädchen" gibt, trat Abdessemed nun mit den Frauen in Kontakt und bat sie, ein Buch ihrer Wahl handschriftlich oder maschinell zu reproduzieren. Denkt man an die lokale Bedeutung des Stundenhotels, ist die Arbeit sympathisch; angesichts der Diskussion um den weltweiten Frauenhandel wirkt sie schrecklich naiv. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.5.2008)